Libraipie Jacques LECHEVALIER 12. Kup de Toximon PARIS VI i s;V-r rs. ^t> Wm^ E;- ■ t:. U e b e r das Becken der Saurier. Eine vergleichend -anatomische Abhandlung. Zur Erlangung der Magister-HVürde V e r f a s s t und mit Genehmigung Einer Hocliverordtieten physico-niatheniatischen Facultät der Kaiserlichen Universität zu Dorpat öffentlicli vertli eidigt C o n s t ttnt in G o r s k i, Caiul. dir pJiil. Facult. Mit zwei 1 i t li o g r a p li i r t e n Tafeln. 33ort»af 1852. G e d r II ck t hei II e i n r i ch L a a k m a n n. Der Druck ist gestiiiiei uud die gesetzliciie Anzaiil von Exemplaren bei der Censurbehörde einznreiclien. Dorpat, den 3. April 1852. Dr. Ferd. Miiitiiug, d. Z. Decan der pbysico-madiematischen Facuität. Dem wllrdlgen Naturforscher Herrn C}rafen Klet^m kt in H eil a ch l u n g und F r e ii n d s cli a ( t gewidmet. w&mwi^mmT 9 is mag gegenwärtig keinen Knochen im Skelete des Wirbel- sjstems geben, der nicht nach seiner Form und nach seinem Vor- kommen bekannt und beschrieben wäre. In den Deutungen mancher Knochen jedoch zeigen sich nicht gleichgültige Conlroversen , die zu neuen Untersuchungen und Prüfungen auffordern. Die Zweifel können sich hauptsächlich gegen die Richtigkeit solcher Deutungen erheben, die nur aus Beobachtungen an Skeletprä- paraten hervorgegangen sind. Gewöhniich pflegt man in dergleichen Fällen auf die, die Knochen umgebenden W^eichgebilde wenig zu achten, so dass diejenigen Kriterien, welche, abgesehen von der Ent- wickelungsgeschichte , über die vergleichend -anatomische Deutung eines Knochens hauptsächlich entscheiden, nicht angewendet wurden, und es von der individuellen Anschauung des Beobachters abhing, dem Knochen diese oder jene Deutung zu geben. Zu den, nicht genügend begründeten und, wie ich glaube, un- richtig gedeuteten Skeletabtheilungen gehören auch die Beckenkno- chen der Saurier, — und der Nachweis, dass, bei Berücksichtigung der Weichtheile, diese Knochen anders aufgefasst und gedeutet werden müssten, als es bisher geschehen, liegt vorliegender Abhand- lung zum Grunde. Was den Gang meiner Untersuchungen im Verlaufe derselben anbetrifl^t, so gebe ich zuerst eine Beschreibung der Beckenknochen der Saurier, wobei ich zugleich geglaubt habe, die, bei Beachtung der Weichgebilde sich nothweudig ergebende neue Deutung berück- sichtigen zu müssen; dann gehe ich zu der Beschreibung der wichtigsteu Bänder, Muskeln, Arterien und Nerven über. Im zwei- ten Tlieile meiner Ahliandlung folgt eine vergleichend-anatomische Uebersicht des Beckens verschiedener ^Virbeltlliere, besonders aber der Säugethiere, welche bei Beurtheilung des Beckens der Saurier hauptsäclüich massgebend gewesen sind. Schliesslich werden durch Vergleichung der Beckenverhältnisse der Säugethiere und der Sau- rier die Gründe erörtert, durch w^elche man sich genöthigt sieht, von der bisherigen Deutung der Beckenknochen der Saurier abzu- stehen, und sich derjenigen zuzuwenden, die von mir in Vorschlag gebracht worden ist. Die von mir, mit Rücksicht auf die V^^eich- und Harlgebilde, anatomisch untersuchten Saurier sind: von den Panzerechsen ein Crocodilus vulgaris Cuv., 4' engl, lang, und ein sehr junger Alligator sclerops Schti., nur 2' 2'' lang; von den Schuppenechsen ein Monitor niloticus L., 5' 4'^ lang? «»d ein Podinema Teguixin Wagl. CSalvator Merianae Dum. BibJ, 5' 5'' lang. — Alle diese Thiere sind aber nicht frisch, sondern schon seit längerer Zeit in Spiritus auf bewahrt gewesen. Aus dem Grunde gelangen auch die Versuche der Injectionen der Beckenarterien durch die geschickte Hand des Hrn. Prof. Dr. Schnei- der, dem ich dafür meinen Dank abstatte, nur bei Podinema. Zu blossen osteologischen Studien haben mir gedient die, im hiesigen zootomischen Museum vorhandenen Skelete folgender Saurier: 2 Crocodilus -Arten, Ameiva vulgaris Cuv. — Lacerta ocellata Daud. — Chamaeleo africanus Gm. — Draco volans Lt. — Iguana delicatissima Ijatr. — Psammosaurus griseus Fitz-, — und Platgdaciglus fascicularis Grag. Ausserdem sind mir die Skelete von Psammosaurus caspius Eich, und Phrgnosoma Harlanii Wiegm. aus den Abbildungen bekannt geworden. Von dem Gefühle der grössten Achtung und Verehrung durch- drungen , spreche ich hier endlich meinem Lehrer, Hrn. Prof. Dr. Reichert, der mich zum Verfassen dieser Abhandlung aufforderte, meinen innigsten Dank aus für seinen trefflichen Rath und seinen Beistand in meiner wissenschaftlichen Bestrebung- I. Abschnitt. ^ Beschreibung* des Beckens der Saurier. 1. Knochengerüst. Taf. l. Fig. 2, 3, 4. A. Bei den Krokodilen. (Fig. 3.) Das Becken dieser Thiere wird jeder- seits aus drei Knochen gebildet. Mit dem Kreuzbeine {os sacriim I.) , welches aus zwei, ebenso durch ihre Körper als durch ihre Ouerfortsätze verwachsenen Wirbeln be- steht, verbindet sich ein starkes, platt gedrücktes, anfänglich breites, dann verschmälertes Hüftbein {os ilium 11). Seine äussere Fläche ist ausgehöhlt, seine innere convex, und sein unterer Theil , dessen vorderer Rand halbmondförmig ausgebuchtet ist, stösst mit dem oberen, vorn ebenfalls ausgebuchteten Theile des folgenden Knochens zusammen, wodurch eine breite, nach vorn offene Gelenkpfanne (acetabidum) für den Oberschenkel entsteht. — Von da steigt dieser zweite Knochen, das Schambein, os pubis {III, gewöhnlich Sitzbein, os ischii genannt), nach unten, hinten und innen, und indem er immer mehr an Breite zunimmt, geht sein hinterer Rand in einen auswärts gewandten Fort- satz (B) aus; endlich vereinigt er sich in der Mittellinie zu einer Schambeinfuge, Symphysis ossium imbis (gewöhnlich Sitzbeinfuge genannt). Der dritte Knochen, anfäng- lich schmal, dann platt, spatenförmig, trägt gar nicht zur Bildung der Pfanne bei, sondern entspringt von einem , vom vordem Rande derselben sich erhebenden Fortsatze des Schambeins, und verläuft von aussen und hinten, nach vorn, innen und unten gegen den ihm entsprechenden Knochen der anderen Seite, Eine eigentliche Symphyse kommt aber nicht zu Stande, denn die beiden Knochen sind nur vermittelst eines grossen, flachen Knorpels (A), an welchen sich die letzten Bauchrippen (V, verknöcherte 7«*f?7/7(fi e.'iLternni^, äusserer schiefer Bauchmuskel (Meckel Nr. 3); ein sehr breiter Muskel, der von den hinteren Rippen und dem Seitenrande des Brustbeins mit vielen Zacken entspringt, von vorn, oben und aussen, nach hinten, 1) Vergl. Meckel a. a. 0. pag. 154— Ijü. — Cuvier a. a. O. p. 325. — 15u t tiiiann a. a. O. pas;. 14 u. 15. 2) Da ich dieses Bündel nur bei Crocodilus vulgaris und nicht liei Alligator sclrrops gefunden habe, so ist es auch auf meiner Tafel I, Fig. 1 nicht aligehildet. 3) INach Stannius lindet er -sicli unler den Amphibien noch bei den Salamandrinen , und unler den Vögeln nur bei Aefi Struthionen. (S. Lehrbuch der vergl. Anatomie von v. iSieboldti. Stannius. Berl. 1846. p. 175 u. 273. 4) Am grössten und wichtigsten ist dieser Muskel bei den Monolrenien und Beutellhieren . wo er vom Beuteiknocben entspringt und sich nach vorn bis zum Brustbeine erstreckt. .Meckel (a. a. O, [i. 4.58} nennt ihn A' o r w ä r t s z i e h e r des B e u t e I k n o ch e n s. 18 s innen und unten in schräger Richtung verläuft , und sich an den vorderen Rand des Schambeins, und mit einigen Fasern an das Os iUopectineum anheftet. B. Bei Podinema Teguixin Wagl. (Tafel II.) (mit Berücksichtigung der entsprechenden Muskeln bei Monitor niloticus L.) a. Beuf/er tles Obersc/ienkels. Weder bei Podinema noch bei Monitor giebt es einen, dem Psoas analogen Muskel. Der jTI. iliacus intcpims ist bei Podinema durch zwei Muskeln vertreten. Der erste entspringt vom hinteren, oberen Rande des Schambeins, verläuft längs seiner oberen Fläche zum Os iliopectinetim, wendet sich um den vorderen Rand desselben nach hinten und spaltet sich in zwei Bäuche , wovon der äussere , stärkere , die ganze äussere, convexe Fläche des Os iUopectineum bedeckt, der innere, am vorderen Rande des Hüftbeines und der Gelenkpfanne verläuft '). Beide vereinigen sich endlich am Ober- schenkel und heften sich nicht weit vom Ti'oehatiter minor an («, «'). Der zweite ist ein grosser, starker Muskel, der vor der Symphyse der Ossa iliopect. von einer Sehne entspringt, an welcher auch der gleichnamige Muskel der an- deren Seite seinen Anfang nimmt. Diese Sehne ist mit einer Linea alba zu vergleichen, und heftet sich nur mit ihrem hinteren Ende an die Ossa iliopect. Der Muskel verläuft zwischen den beiden Bäuchen des Recttis femoris, wendet sich gegen die innere Fläche des Oberschenkels, und setzt sich an denselben, wie der vorige, in der Gegend des Trochanter minor an. Mit seinem gleichnamigen der anderen Seite insgesammt betrach- tet, stellt er gleichsam einen einzigen, grossen, bogenförmigen Muskel dar, der von einem Oberschenkel zum anderen verläuft. Wahrscheinlich werden durch seine Zusamnienzie- hung beide Oberschenkelbeine zugleich gebeugt [ß). — Bei Monitor fehlt der letztge- nannte Iliacus; der erste dagegen hat ganz denselben V^erlauf. M. 111. pcctinei. Beide liegen bei Podinema, Mofütor und, wie es aus der Angabe M ecke l's 2) zu ersehen ist, auch bei den übrigen Sauriern, nur auf der unteren, concaven Fläche des Os iliopect., dicht an einander, und entweder theilweise (bei Monitor), oder ganz (bei Podinema) mit einander verwachsen. Sie entspringen vom vorderen Rande des genannten Knochens, und setzen sich an den Trochanter minor an {y). Ausserdem giebt es bei Podinema und Monitor einen kleinen, eigen thüm- lichen Muskel, der die Pectiiiei in ihrer Wirkung unterstützt. Er entspringt aber 1) Von diesem Bauche entspringt noch ein kleiner Muskel («"), der sich nach aussen von ihm begiebt, und dessen Seime theils mit dem Ligamentum Poiipartii verschmilzt, theils in die Fascia lata übergeht. Was er für eine Function hat, ist mir nicht klar geworden. Bei Monitor Ist er nicht vorhanden 2) A. a. 0. p. 251. 19 nicht vom Os iUopectineum selbst, sondern von der Sehne des vorderen Schenkels eines dem GraciUs analogen Muskels, und setzt sich neben dem Troch. minor an(j''). . b. tl^nsieher fies OberschctiTiels. Bei Podinema findet sich nur ein Addiietor der vom Schambeine an der Symphj'se, mit einer breiten , glänzenden Sehne entspringt. Er verläuft , vom GraciUs bedeckt, zum Oberschenkelbein, an dessen innere Fläche er sich ansetzt (J). e. tlusivät'tst'ollei' des OberschenJkels. Vom hinteren Schambeinrande entspringt ein Muskel, der unterhalb des vorigen zum Oberschenkel verläuft, und sich iu der Nähe des Trochanter major anheftet. Der zweite ist ein kleinerer, aber dicker Muskel, der vom Ligamentum isehiadicum ent- springt und unterhalb eines, theilweise dem Biceps femo'iSj theilweise dem Semimem- branosus analogen Beugers des Unterschenkels zur äusseren Fläche des Oberschenkel- beins sich begiebt, wo er sich unterhalb des Trochanter major ansetzt («). — Beide Muskeln lassen sich wohl mit den Obfnratore» vergleichen. d. Stt'ecliet' des Oberschenliels. M. gliiteu.«« iiiofliiis ist in Gestalt und Lage, ebenso hei Podinema als bei Monitor, dem beim Krokodil vorkommenden ähnlich. Er hat ebenfalls eine dreieckige Form, nimmt mit der breiten Basis vom äusseren Hüftbeinrande seinen Anfang, und verläuft auf der äusseren Fläche des Oberschenkelbeins, an dessen unteren Hälfte er sich unterhalb des Vastus extermis anheftet. e) Strecker fies Ifntersclienkels. a) Oberflächliche Strecker, Die vier hierher gehörigen, beim Krokodil beschriebenen Muskeln, sind bei Podinema durch zwei vertreten, die hinsichtlich ihrer Stäike und Breite sich vor allen andern an der unteren Extremität auszeichnen. Der eine innere entspringt oberhalb der Gelenkpfanne vom Hüftbeine, der andere äussere und grössere von der S2)ina ilium anterior inferior, und von dem ganzen vorderen Theile des Hüftbeins. Beide ver- laufen zum Kniegelenk, wobei ihre breiten Sehnen sich über einander legen, und zum Theil mit einander verwachsend, in den Tendo co?nnmnis extensorins übergehen. [';, 7>). Die zwischen den Muskeln gebildete Spalte wird durch die 31. m. iliaci , auf welchen Zweige der Ar^t. iliaca externa und des Nervus cruralis verlaufen, ausgefüllt. Der innere Muskel entspricht dem Rectus foiiioriSj so wie auch zum Theil der äussere. Dieser letzte kann aber zugleich als ein Analogou des Tensor fasciae latae an- gesehen werden j was namentlich von seinem hinteren Theile gilt, durch dessen Wir- kung er den Unterschenkel nach aussen zu ziehen vermag. Bei Monitor und nach Meckel ') auch bei Iguana sind die beiden Muskeln schon in der Mitte ihres Verlaufes so mit einander verwachsen, dass man sie als zwei Köpfe eines einzigen Streckers betrachten könnte. 1) A. a. 0. pag. 267. 20 ß) Tiefe St 7' eck er. M. cruraliis. Er bedeckt die gauze vordere Fläche des Oberschenkelbeins, und geht ebenfalls in den Tendo commimis extensorius über (^)." M. vastiis iiitcriiiis entspringt von der Glitte der inneren Fläche des Ober- schenkelbeins, nach hinten von der Ansatzstelle der breiten Sehne des Femoro-coc- cygeiis (t) ; M. vastns extcrnus dagegen von der äusseren Fläche des Oberschen- kelbeins unterhalb der Gelenkpfanne. Beide verlaufen, unmittelbar dem Oberschenkelbein anliegend, zum Tendo communis extensorius (o). f. Beiiyer rles Untersche nieeis. Nach hinten vom Tensor fasc. lat. entspringt sogleich vom hinteren Rande des Hüftbeins ein kräftiger, schmaler Muskel, der über dem Gluteus med. zum Unterschen- kel verläuft, wo er sich hoch oben an das Capituhim ßbulae mit einer breiten Sehne anheftet ; ein Theil derselben geht aber weiter bis zum Condylns intermis tibiae. — Der Muskel zieht den gebeugten Unterschenkel nach hinten, dreht ihn aber auch zu- gleich etwas nach aussen (x). Es drängt sich nun die Frage auf, ob man diesen Muskel zu den 31. glutaei zählen soll, oder ob er nicht eher mit dem Biceps fem. vergleichbar wäre? Ich bin, aus den schon oben bei der Beschreibung ähnlicher Muskeln erörterten Gründen, für das erste geneigt, und glaube den Muskel für einen Gluteus maxintus ansehen zu müssen, der hier, sowie beim Krokodil, zum Beuger des Unterschenkels geworden ist. Ein anderer Muskel entspringt nach hinten und innen von dem vorigen, vom Ligamentum ischiadicum mit einer breiten Basis, und verläuft, indem er immer schmäler wird, an der hinteren Fläche des Oberschenkels, zwischen dem Glut. max. und dem folgen- den Muskel, zum Unterschenkel, wo er sich mit einer länglichen Sehne an den Co7ulylus externus tibiae ansetzt. Es ist ein dicker, starker Muskel, der den Unterschenkel stark beugt, und die ganze Extremität nach hinten zieht. Wahrscheinlich entspricht er theil- weise dem Biocps feiuoris theilweise dem Seniinieuibpauosus ('/). Der dritte Muskel, der nach innen sogleich auf den vorigen folgt, ist eben- falls gross, kräftig, aber viel flacher, und entspringt nur mit. einigen Fasern vom hinteren Rande der Schambeinfuge, sonst vom Ligameyitum ischiadicum. — Vermittelst einer kräftigen Sehne setzt er sich unterhalb eines Analogon des Gracilis an den Condylus externus tibine (a). Die Hauptfunction dieses Muskels ist das Beugen des Unterschenkels, wobei er aber auch, und namentlich durch seine vordere Partie, die sogleich zu erwähnenden Muskeln bei der Adduction des Unterschenkels unterstützt. Vielleicht würde er sich mit dem Seinitcndiuosu« vergleichen lassen. 21 g. Seuger uml Anxieher des Unterschenkels. 71. gracilis. Er besteht aus zwei Schenkeln, die anfänglich ganz von einander gesondert verlaufen und sich erst später vereinigen. Der eine hintere Schenkel ist gross, sehr breit und entspringt von der Schambeinfuge oberhalb des Anziehers des Oberschenkels; der andere, vordere, kleinere und sehr schmale Schenkel entspringt vom Processus os. iliopect. mit einer Sehne, die mit der des folgenden und eines kleinen , zu den Pectinei gehörigen Muskels gemeinschaftlich ist. Nach der Ver- einigung beider Schenkel setzt sich der Muskel unterhalb des Coiidylus internus an die Tibia an (^t, »■). Der Lage und der Wirkung nach kann der Muskel wohl mit dem Gracilis ver- glichen werden. Seine übermässige Breite und seine Theilung in zwei Schenkel darf nicht befremden, denn ähnliche Fälle kommen schon bei den Säugetbieren vor. So besteht er bei allen Wiederkäuern aus zwei, bei Stenops aus drei und beim Kameel sogar aus vier Köpfen'). Sehr breit ist er bei den Nagern, Beutelthieren , Edentaten und namentlich bei Phoca , so dass der Name Gracilis (schlanker Schenkelmuskel) nur beim Menschen auf diesen Muskel zu passen scheint. Bei Mo7iitor findet sich nur der grössere, breitere Schenkel dieses Muskels. Ein anderer, ihm ähnlicher, ebenfalls zweischenkliger Muskel liegt unter ihm Der eine hintere Schenkel entspringt unterhalb des Semit erulinosus , theils vom hinte- ren Schambeinrande, theils vom Ligamentum ischiadicum , wo er auch durch einige Fa- sern mit dem Analogon des Semimemb. und Biceps verwächst. Der zweite vordere Schenkel entspringt mit einer glänzenden Sehne vom Proc. os. iliopect. und verläuft zwischen dem Jddurtor und dem inneren Kopfe des Rectus nach unten und hinten, um sich nahe an der Kniekehle mit dem ersten Schenkel zu vereinigen. Der dadurch ent- standene Muskel heftet sich mit einer starken Sehne , die mit der des ebengenannten Beugers verwächst, an den Condylus externus tibiae, neben der längeren Sehne des J/. femoro-coccygeus [c, g]. Ausserdem, dass dieser Muskel den Unterschenkel beugt und anzieht, kann er denselben noch nach aussen drehen. Ii. Schwiinzninsleeln. M. i»>cliio-coccyg:eus beginnt, wie beim Krokodil, mit drei Köpfen, wovon der innerste vom hinteren Schambeinrande mit einer starken, rundlichen Sehne, sowie auch vom Ligamentum ischiadicum entspringt, indem er zugleich nach unten einige Fasern an den , dicht hinter dem knorpligen Fortsatze der Schambeinfuge liegenden Sphincter cloacae abgiebt. Der mittlere kurze, dreieckige Kopf nimmt vom ganzen Ligamentum, ischiadicum seinen Anfang; der äussere Kopf endlich entspringt vom hinteren Hüftbein- •) Meckela. a. 0. pag. 612 und 613. — Cuvier a. a. O. p. 521. 22 rande. Durch die Vereinigung dieser drei Köpfe entstellt ein einziger grosser Muskel, der sich nach hinten erstreckt und an die unteren Proc. spinosi., sowie an die Proc. transversi. der Schwanzwirbel ansetzt. Er kann den Schwanz sowohl sesen den Bauch hin, als auch seitwärts bewegen, zugleich aber das Becken nach hinten ziehen (r). Eine Verbindung zwischen diesem Muskel und dem geraden Bauchmuskel findet nicht statt , was ihn auch hauptsächlich von dem , ihm entsprechenden , beim Krokodil unterscheidet. M. femoro - coccygeus {femoro-coccygien Cuv.). Ein dicker, grosser Muskel, der vom vorigen, wie von einer Scheide eingehüllt ist, und mit zwei, von einander ge- trennten, glänzenden Sehnen entspringt. Die eine derselben ist kurz, breit, fängt vom oberen Theile der inneren Fläche des Oberschenkelbeins in der Gegend des Trochanter minor an , und verläuft , dicht dem Oberschenkelbein anliegend , unter dem Adductor, nach innen und hinten; die zweite, weit längere, schlanke, entspringt vom Condylus externus tibiae und geht, den Ne7'v. isckiadicus , sowie die grosse zur Kniekehle verlaufende Arterie theilweise begleitend, unter den, vom Ligamenttim ischiadicum ent- springenden Beugern, nach oben, innen und hinten. Beide Sehnen vereinigen sich dicht vor dem Ligamentum ischiadicum, und gehen in den Muskel über, der sich an die Seiteufläche der unteren Proc. spinosi und die untere Fläche der Proc. ti'ansversi der Schwanzwirbel ansetzt. Die Wirkung dieses Muskels ist comphcirt, denn einerseits zieht er den Schwanz stark nach unten und seitwärts, andererseits beugt er den Unterschenkel und dreht, ver- mittelst seiner kurzen Sehne, den Oberschenkel nach innen, indem er zugleich die ganze Extremität nach hinten zieht (t^ ip jp"). Bei Moriitor haben beide Muskeln denselben Verlauf und dieselbe Lage. i ) Bauchvnuslkeln. In vielen Beziehungen sind sie von denen des Krokodils abweichend, und haupt- sächlich darin, dass dem Eect.abdom. die verknöcherten hiscriptioiies tendineae (Bauche rippen) fehlen und der M. pyramidalis nicht vorhanden ist. M. rectus abdoi»ini$i. Ein grosser, breiler, aber dünner Muskel, der von den hintern Rippen entspringt , und von vorn nach hinten zur Schambeinfuge verläuft , an deren vorderen Theil er sich ansetzt {x). M. obliquus abdomiiiis extermis. Dicht unter dem vorigen liegt dieser ebenfalls breite Muskel, der von den meisten Rippen mit mehreren Zacken entspringt. Er verläuft mit schrägen Fasern von vorn und aussen nach hinten und innen, und setzt sich mit einem Ende an den der Spina ilii anterior inferior analogen Fortsatz des Hüft- beins , mit dem anderen an die Schambeinfuge dicht neben dem vorigen Muskel an. 25 Seinen hinteren, sehnigen Rand habe ich schon oben als das Ligamentum Poupartii bezeichnet (§). 4. Arterien. (Taf. ll.) Die Angaben in den zootomischen und vergleichend -anatomischen Schriften über das Blutsystem der Saurier sind im Allgemeinen sehr unvollständig, und man kann die Abhandlung des Dr. Alphons Corti über das Gefäss- System des Psammosaurus ^), einer zur Familie der Monitoren gehörigen Eidechse , als die einzige ausführliche und genaue Arbeit auf diesem Gebiete ansehen. Wenn gleich ich ein anderes Thier, nämlich eine Podinema aus der Familie der Ameiven untersucht habe , so ist es mir in Folge einer grossen Aehnlichkeit in der Lage und Verzweigung der Beckenpulsadern beider Thiere möglich gewesen, die Ergebnisse der Untersuchungen des Dr. Corti mit den meinigen zu vergleichen. Abweichend von der Anordnung beim Menschen finden sich bei Podinema^, sowie bei Psammosaurus keine Iliacae communes, sondern es entspringen von der Aorta descendens, zunächst hinter den Nierenarterien (Art. renales) j jederseits unter beinahe rechten Win- keln, zwei von einander gesonderte, ansehnliche Stämme. — Der vordere Stamm ist kleiner, dünner, und giebt Aeste für die Bauchmuskeln, die Beuger des Oberschenkels, die Strecker des Unterschenkels und das Os iUopectinenm ; der hintere, grössere, dickere versorgt die Geschlechtsorgane, den Mastdarm, die Beuger des Unterschenkels, und geht, durch einen langen, an der hinteren Fläche des Oberschenkels verlaufenden Ast, in die Art. popUtea über. Ich will zunächst eine Ucbcrsicht der von diesen Hauptstämmen entstehenden Aeste geben ^). B. Arteria cniralis (vorderer Hauptstamm). Fig. 1, 2, 3, Syn. A7't. iliaca interna s. hypogastrica Corti. Arteria iliaca externa. Sie entspringt von Aer Aoi'ta descendenSy unterhalb des letzten Rückenwirbels, und theilt sich, nach einem Verlauf von ungefähr 6''"(1), unter dem Ligamentum Ponpartii in folgende Aeste. A. Art. epigastrica interna s. inferior Corti. Sie verläuft zuerst nach vorn auf der inneren Fläche der seitlichen Bauchmuskeln, wendet sich dann nach aussen, und geht endlich in die Art. mammaria über (2). Ihre Zweige sind : a) Itami lutei Corti. Drei bis vier nacii innen vom otamme abgehende, für das Corpus luteum bestimmte Aeste. b) Rami ad parietem abdominalem Corti, die nach aussen vom Stamme zu den seit- lichen Bauciimuskein sich begeben. I ) De systeniate vasoriini Psammosaiiri grisei. VIndoLonae 1847. 2) Vergl. Corti a. a. 0. pag. 39 — 43. §§ 18, 19, 20. 24 B. Eine eigentliumliche Arterie {Art.obtvratoria Corti)^ die am meisten, ihrer Lage nach, der Art. fudenda externa des Menschen entspriclit, mit ihr aher nicht verglichen werden darf, weil hier die Gesclilechtsorgane eine andere Lage haben. Sie entspringt von der lliaca externa, dicht unterhalb der Ursprungsstelle der Epiga- strica int., verläuft oberhalb der Gelenkpfanne, einem derjenigen Muskeln, die ich mit dem Iliaciis verglichen habe, anliegend, nach innen, worauf sie sich in folgende Aeste theilt (3): ß) Rami musciilares , für die M, m. ili'aci bestimmt (4). 6) Art. iliopectinea (^Ait. perforans acetahuli Corti). Ein ziemlich Starker Ast, der durch das am Os iliopectineum befindliche Loch von aussen eindringt, und sich im Becken in kleinere Zweige spaltet (5). Die wichtigsten derselben sind : «) liamuli nutrientes os. iUopect. (/?, nutr. os. puhis Corti). ß) Kami musculares Corti, meist für den, die untere Fläche des Os iliopect bedeckenden M. pectineus. C. Art. clrcumflexa femoris externa s. antei'ior Corti. Ein starker langer Stamm, den mau als die Fortsetzung der Art. iliaca ext. ansehen kann, und der nach aussen von den 31. m. iUaci, nach innen vom äusseren Kopfe des Itectus femoris liegt. In seinem weiteren Verlaufe breitet er sich auf der vorderen Fläche des Ober- schenkeis, zwischen den beiden Köpfen des Itectus fem. über dem 31. cruralis aus, wo er auch ungefähr in der Mitte des Oberschenkels endigt (6). Von den Zweigen, die er abgiebt, sind die meisten für die Strecker des LTnterschenkels bestimmt. Corti nennt sie Bami musculares adscendentes et descendentes. Diese Arterie vertritt hier wohl die Stelle der Art. femoralis, was aus ihrer Lage und ihrem Verhältniss zum Nerv, cruralis deutlich hervorzugehen scheint. Dass nicht sie, sondern ciu Ast der sogleich zu nennenden Ai't. hypogastrica in die Art. pO' plitea übergeht, was auf den ersten Blick auffällig sein könnte, ist eine Anordnung, die wir bei sehr vielen anderen Thieren ') , und auch sogar bisw^eilen beim Menschen ^j antreffen. BI. AHeria IBsaca iaiieriia §. Iiyposastriea (hinterer Hauptstamm). Fig. 2, 4. Syn. Arieria iliaca externa und Arteria femoralis Corti. Sie entspringt etwa 4"' hinter dem ersten Hauptstamme von der Aorta descen- denSj tritt an der Verbindungsstelle des Hüftbeins mit dem Kreuzbeine aus dem Becken heraus , und verläuft an der hinteren Fläche des Oberschenkels , vom grossen Nerv. 1) S. Weiler pag. 2Ü. Aninerktiiii; 3. 2) ,,ln sehr seltenen Füllen cniligt die A. finiorali.s mit Abgabe der J. a. circnwfcxne nnd profunda femoris, ivobei die A. poplitca eine Fortsei ziing der stärkeren A. isihiadica ist, und mit dein ?tervus ischiadkus an der hinteren Seite des Obersclienkcls ziir Kniekehle Lerabläuft. " C. F. Krause, Handbuch der menschlichen Anatomie. Hannover I8.'53. I. Hii. [lag. 751. 25 ischiadicus begleitet, in gerader Richtung zur Kniekehle, wo sie in A\e Art.poplitea über- geht. So lange sich diese Arterie innerhalb des Beckens befindet, giebt sie wenig bedeutende Aeste ab, die von Corti bei Psammosaurus beschrieben, und als Ramus spinalis, Artt. sacrales laterales und Rami musctilares vomiuUi benannt worden sind ; nachdem sie aber aus dem Becken getreten ist, theilt sie sich sogleich in zwei wichtige Stämme : A. Ramus pudendo -muscularis Corti, wendet sich am äusseren Schambein- rande nach hinten und innen , verläuft eine kurze Strecke oberhalb der breiten Sehne des M. femoro - coccygeus , und spaltet sich endlich in folgende Zweige (7) : a) Art. pudenda communis Corti. Sic geht nach hinten und innen unter dem Liga- mentum ischiadicum zur Cloake hin, wo sie in zwei Aestchen zerfällt (8) : «) Art. haemorrhoidalis posterior Corli, dringt in den Penis der einen Seite, indem sie zugleich Zweige an den Mastdarm abgiebt. ß) Art. pudenda externa Corti. Sie veibreitet sich an dem Sphincter cloa- cae und dem hier entspringenden inneren Kopfe des M. ischio - coccygeus. b) Ratnus muscularis Corti. Dieser Ast begiebt sich nach aussen zu den vom hinteren Schambeinrande entspringenden Muskeln (9). B. Eine eigenthümliche Arterie (10), die die Fortsetzung des Hauptstammes bildet, und die Corti als die Art. femoralis s. cimralis ansieht; ich aber glaube, ohne ihr einen besonderen Namen zu geben, sie als ein Analogon, der von der Art. hypogastrica des Menschen entspringenden Ai't. glutea und besonders der Art. ischia- dica, betrachten zu können. Diese ansehnliche Arterie wendet sich nach aussen vom Hauptstamme, tritt zwi- schen dem 3t. glut. medius und dem vom Ligament, ischiad. entspringenden Auswärts- roller des Oberschenkels auf die hintere Fläche des letzteren ein, und verläuft, von den Beugern des Unterschenkels bedeckt, bis zur Kniekehle, um dort in die Art. popUtea überzugehen. Sie wird auf di-eser ganzen Strecke vom N. ischiadicus ^ theilweise aber auch von der langen, dünnen Sehne des M. femoro -coccygeus begleitet. Von den Zweigen, die sie abgiebt, sind die wichtigsten die drei Rami mnsculares, welche die Beuger des Unterschenkels versorgen. Corti legt ihnen besondere Namen bei, als: Art. proftinda fem. super., profund, fem. infer. und Ramus mnsculo - articula- ris superior. Ich habe in mejner Beschreibung der Beckenartcrien bei den meisten derselben die ihnen von Corti gegebenen Deutungen beibehalten, und kann ihm dennoch hin- sichtlich der beiden Hauptstämnie nicht beistimmen. Betrachten wir zunächst den vorderen Stamm, so sehen wir, dass die bedeutendsten, von ihm entspringenden Ar- terien nach Corti die A7't. epigastrica interna und Art. circiimflexa fem. ext. ') sind, wovon die erste beim Menschen stets von der lüaca ext., die andere von der Femoralis entspringt. Sollten wir sogar für den dritten grösseren Ast , den ich als eine , den Eidechsen eigenthümliche Arterie ansehe, den Namen Obturatoria gelten lassen, so würde noch damit kein Beweis geliefert, dass der vordere Hauptstamm der Art. iliaca int. s. Iiypogast. entspräche, denn die Obturatoria nimmt ungemein häufig ihren Anfang von der Art. iliaca ext."^). Es giebt aber ausserdem folgende wichtige Umstände, die uns berechtigen , den vorderen Stamm als ein Analogon der Art. iliaca exte7'?ia anzusehen : 1) Dieser Stamm tritt unter einem, dem Ligamentum Ponpartii entsprechenden Ligament zur vorderen Fläche des Oberschenkels heraus. 2) Alle Aeste dieses Stammes werden von Nerven begleitet, die vom Plexus hanbalis kommen. Was den hinteren Stamm anbetrifft, so entspringen von ihm nach Corti die Artt. sacrales laterales und ein grosser Ast, die A7't. pudenda communis — beide Ge- Tässe, die beim Menschen nur von AerAi't. hypogastrica ihren Anfang nehmen. Ausser- dem werden diese und alle anderen, vom hinteren Stamme kommenden Arterien von Nerven begleitet, die vom Plexus saci'alis entstehen. Den grössten Ast des hinteren Stammes, der mit dem N. ischiadicus auf die hintere Fläche des Oberschenkels ver- läuft, kann ich, in Rücksicht auf sein Lageverhältniss zu den Beugern des Unterschenkels, sowie zu dem eben erwähnten Nerve, nicht für eine A. femoralis halten, sondern wie schon gesagt, lür eine eigenthümliche Arterie, die der Art. glutea und besonders der Art.ischiadica des Menschen entspricht^). 1) In dieser Arterie will Corti (a. a. O. p. 30 Anni. 4. und p. 41 Anm. 2) noch zum Theil eine Analogie mit der A. glutea des Menschen erkennen, um darin einen Beleg für seine Behauptung , dass der vordere Stamm der A. hypogastrica entspricht, zu hahen. Mir scheint aber schon die Lage dieser Arterie auf der vorderen Fläche des Oberschenkels gegen eine solche Analogie zu sprechen. 2) C. F. Krause a. a. O. pag. 751. 3) Weder bei den Vögeln , noch den meisten Säugethieren sind die Art. iliacae conmiunes vorhanden, sondern es gehen, wie bei den Sauriern, von der Aorta descendeiis jcderseits zwei gesonderte Stämme hinter ein- ander ab. Was die Vögel anbetrifft, sagt Stannius (a. a. O. p. 309); ,,Aus der Aorta desce.ndens entspringen etc. etc. — — — j dann die beiden Artt. crurales , deren jede eine Art. epigastrica abgiebt, und zuletzt die bei- den häufig sehr starken Artt. ischiadicae, zwischen welchen der Stamm als Art. sacra media sich fortsetzt. — Aus der Art. ischiadica, entspringen gewöhnlich mittlere Nierenarterien , worauf sie durch die Incisura ischiadica tritt , um neben dem N. ischiadicus zur Kniekehle zu verlaufen und die Zweige für die Unterextremität abzu- geben." — In Bezug auf die Anordnung dieser Gefässe bei den Säugethieren, sagt derselbe Anatom (a.a.O. p. 442): ,,Bei den meisten übrigen (die Cetaceen ausgenommen) Säugethieren sind sie [Art. iliac. com.^ mehr den Art. cru- rales analog, indem nicht von ihnen, sondern von derFortsetziuig des Stammes der Aorta die Artt. hypogastricae entstehen, oder wenigstens Aeste abgegeben werden, welche im menschlichen Körper aus den Artt. hypogastricae hervorgehen." — Auch Cuvier äussert »ich darüber (a. a. O. Tom. VI. p. 158J auf ähnliche Weise: ,,// resulte de 27 3. l^erven. (Taf. II.) Ohne auf die Beschreibung einzelner, im Becken sich verzweigenden Nerven einzugehen, und ohne ihnen besondere Namen beizulegen, will ich nur die Hauptgeflechte bei Podinema und Mojiitor anführen. a. Plexus iMiiibalis (Lendengeflecht). Er entsteht durch die Vereinigung der Lendennerven, und liegt nach vorn von dem Os iliopecthiemn und den 31. m. iliacis. Alle diejenigen Nerven, die den vorderen Arterienstamm (Jrteria cruralis) und ihre Ne- benäste begleiten, entspringen von ihm. Der stärkste derselben, der iV. cruralis^ geht unter dem Ligamentum poupartii mit der J?'t. circtanflexa fem. exter. zur vorderen Fläche des Oberschenkels, wo er sich weiter verzweigt. a. Plexus iscIiiadicHS s. sacralis (Kreuzbeingeflecht) WMrd durch die Ver- bindung der N. n. sacrales gebildet. Er giebt Zweige, welche die, aus dem hinteren Hauptstamme {Arteria hypogastrica) entspringenden Arterien in ihrem Verlaufe beglei- ten. Als die wichtigsten dieser Zweige können folgende angesehen werden : a) Nerv, pudendus communis gehl mit der ^it. pudenda nach hinten, und giebt Zweige für den Mastdarm und die äusseren Geschlechtstheile. b) Nerv, ischiadicus {Wj. Sowie bei andern Tliieren , ist er hier auch der stärkste Nerv des Körpers, der auf der liinterea Fläche des Oberschenkels neben der, haupt- sächlich der Ischiadica entsprechenden Arterie und der Sehne des M. femoro - coc- cygeus zur Kniekehle verläuft, woselbst er sich in die Nn. tibialis und peronaeus (12) spaltet. ces exemples , qu'il est assez friquenl du iie pas trovver d'iliaques primitives dans les carn assier s , les ai- de Iph es, les rongeurs, les rumi n a iit s, chex lesquels Vaorte fournit les deiix iliaques externes, et se con- tinue en nn tronc median fort court, qiii produil prcsqiie avssitot les iliaques internes avec les /ii/pngnstriques." Aus allen diesen Angaben ist zu erselien, dass, wo bei den Tbieien stall der Artt. iliacae rommvnes zwei von einander gesonderte Stiimine aus der Aorta entspringen, der vordere Stamm gewölinlicli mit der Art. cru- ralis, der hintere mit der Art. hypogastrica des Menschen, oder einem ihrer Ilauptäste verglichen wird. — Das- selbe habe ich hinsichtlich der entsprechenden Arterien bei den Sauriern gethan. Karh der Ansicht von Corti da- gegen würde man das Gegentheil bei den Sauriern, und somit auch bei anderen Thieren , deren Artt. iliacae sich auf ähnliche Weise verhalten , annehmen müssen. 28 II. Abscliiiilt. Vergleichiing' des Beckens der Saurier mit dem anderer Tliiere. 1. Allgemeine Uehersiclit des Beckeiigerüstes bei den verschiedenen Thierclassen. A. Säiig-etliiere. Das Becken der Säugetliiere ist, mit Ausnahme der Cetaceen , dem mensch- lichen am meisten ähnlich. Es wird aus zwei Seitentheilen gebildet, die mit dem Kreuz- beine {Os sacrurti) der "Wirbelsäule verbunden sind. Jeder dieser Seitentheile besteht ursprünglich aus drei Knochen, die schon frühzeitig unter einander verwachsen, und in der becherförmigen, zur Aufnahme des Oberschenkelbeins bestimmten Höhlung, der Pfanne {Acetabulum), sich vereinigen. Der erste Knochen, das Hüftbein {Os ilium), bildet den oberen und vorderen Theil des Beckens auf jeder Seite des Kreuzbeins ; der zweite, das Sitzbein {Os ischii), geht von der Pfanne zuerst nach hinten und aussen {Ram. descettd. os. ischii), dann wendet er sich nach vorn und innen {Ram. ascend. os. ischii), um sich mit dem Schambeine zu vereinigen. Auf seinem Wende- punkte findet sich eine mehr oder weniger starke Erhabenheit, der Sitzbein hock er {Tuber ischii), an welche sich viele wichtige Muskeln ansetzen. Der dritte Knochen, das Schambein {Os pubis), steigt anfänglich von der Pfanne nach innen und hinten {Ram. horizontal, os. pub), und verbindet sich mit dem gleichnamigen der anderen Seite in der Mittellinie zu einer Schambeinfuge {Symph. os. ptib.) ; dann geht er nach oben und aussen {Rani, descend. os. pub.) und begegnet dem , ihm entgegen kommenden Sitzbeine. Durch die Vereinigung dieser beiden Knochen entsteht eine weite, meist ovale, bisweilen sehr lange Oeffnung, das Hüftloch {Foramen obturatoi'ium), dessen vorderer, innerer und unterer Rand vom Schambeine, der hintere, äussere und obere vom Sitzbeine begrenzt wird. Wenn gleich das Beckengerüst der Säugethiere im Allgemeinen so beschaffen ist, wie es eben geschildert wurde, so kommen in einzelnen Ordnungen derselben Eigenthümlichkeiten vor, auf die ich aufmerksam machen will. 29 Die Verbindung des Hüftbeins mit dem Kreuzbeine ist zwar bei den mei- sten Sängethieren nicht verlinöcbert, aber bei den Fledermäusen, Maulwürfen, Faulthieren, Gürtelthieren , Ameisenfressern und bei Echidna hystrix sind die beiden Knochen bei- nahe zu einer Masse mit einander verschmolzen. Die Sitzbeinhöcker verbinden sich ausnahmsweise mit dem Kreuzbeine, wodurch der Sitzbeinausschnitt {IncisiO'a ischiadica) in ein Loch verwandelt wird, bei den Faulthieren, Gürtelthieren, Ameisenfressern und vielen Fledermäusen. Eine Vereini- gung der Sitzbeinhöcker unter einander findet nur bei Galüopitheciis und einigen Fledermäusen statt, in welchem Falle aber, die gleichsam dadurch entstehende Sitzbein- fuge fast nie von der Schambeinfuge getrennt ist. Die Schambeinfuge kommt nicht zu Stande bei den Maulwürfen, Spitzmäusen, einigen Nagern, und namentlich sehr vielen Fledermäusen, bei denen die Schambeine am meisten von einander entfernt sind. Das schon beim Menschen an der Verbindungsstelle des Hüftheins mit dem Schambeine oberhalb der Gelenkpfanne liegende Tubercuhnn iliopectineum findet sich bei allen Säugethieren wieder, und zwar kommt es hier, in Folge der horizontalen Lage des Beckens, nach vorn von der Pfanne zu liegen. Bei einigen derselben, so bei den Monotr erneu, einigen Nagern, dem Känguruh, und vor Allem bei den Fledermäusen, ist dieser Höcker sehr stark entwickelt, und zu einer ansehnlichen Erhabenheit (Eminen- iia illopectinea) geworden. Ausserdem ist bei allen Beutelthieren und Monotrcmen ein eigenthümlicher, an- sehnlicher Knochen vorhanden, der nach innen vom Tuberculum iliopectineum, auf dem vorderen (horizontalen) Schambeinaste, dicht an der Symphyse liegt. Er heisst Beutel- knochen {os marsf/piale) j hat meist eine längliche, dreieckige Form, und verbindet sich mit dem Schambeine beweglich, indem er mit seiner breiten Basis sich an dasselbe ansetzt. Was die Gelenkpfanne anbetrifft, so fehlt ihr bei den Echidnen der sonst bei allen Säugethieren vorhandene knöcherne Boden , und sie steht durch eine ziemlich weite Oeffnung mit der Beckenhöhle in Verbindung. Im Gegensatze zu allen übrigen Säugethieren stehen , hinsichtlich des Beckens, die Celaceen, denn da sie der hinteren Gliedmassen entbehren, so ist bei ihnen dasselbe höchst mangelhaft ausgebildet, und gleichsam nur durch einzelne Knochen angedeutet. Aus den bisherigen Beobachtungen stellt sich als sicher heraus, dass es zwei längliche gebogene Knochen giebt, die, mit ihren Convexitäten nach aussen gewandt, ohne sich mit einander und mit der Wirbelsäule zu verbinden, in der Muskelniasse zu beiden Sei- ten des Afters und der äusseren Geschlechtstheilen liegen. Was das Vorkommen noch zweier Knochen, oder eines queren halbmondförmigen Knochens, der zwischen den beiden 50 seitlichea sich erstrecken soll, anbetrifft, so sind die Angaben der Anatomen zu wenig über- einstimnaend, als dass sich gegenwärtig etwas Bestinnntes darüber sagen liesse ^). Bevor wir zu dem Becken der Vögel übergehen, möge es noch erwähnt werden, dass schon das Becken einiger Säugethiere eine gewisse Annäherung an dasselbe zeigt. Am meisten wohl findet sich dieses bei den Fledermäusen und Maulwürfen, uud zwar weil: 1) die Schambeine von einander abstehen, und 2) die Hüftbeine mit dem Kreuzbeine verschmolzen sind. x\uch das Becken der Echidna, bei welcher der letzte Fall eintritt, zugleich aber die Pfanne durchbohrt ist, erinnert, wenn auch bei ihr die Schambeinfuge verknöchert, an die Anordnung der Beckenknochen bei den Vögeln. Viel weniger ist diese Vogelähnlichkeit bei anderen Edentaten ausgeprägt, bei welchen zwar durch die Verwachsung der Silzbeinhöcker mit dem Kreuzbeine eine Art Foramen ischiadicum entsteht, das Hüftbein aber mit dem Kreuzbeine nicht verschmilzt. B. Tög^el. Das Becken dieser Thiere ist vor Allem dadurch charakteristisch, dass in seinem oberen Theile eine starke Verschmelzung der Knochen unter sich und mit dem Kreuz- beine , in seinem unteren dagegen eine Trennung derselben fast durchgängig stattfindet. Die Hüftbeine sind breite, lange Knochen, die entweder ganz, oder theilweise mit demjenigen Theile der Wirbelsäule, der hier durch die Verschmelzung der Lenden- und Kreuzwirbel sich zu einem einzigen, ansehuHchen Knochen gestaltet, verwachsen. Ungefähr in der Mitte ihrer Länge befindet sich die Gelenkpfanne, der durchgängig ein Boden fehlt, uud die somit sich durch ein mehr oder weniger grosses Loch nach innen öffnet. Das Sitzbein ist ein schmaler, dünner Knochen, der von der Pfanne, zu 1) Einen halbmondförmigen unpaaren Knochen hat Cuvier als Beckenrudiment beim Rorqual du Cap- (Ba- laenoptera longimana liiid.J und einen ähnlichen, aber mit zwei Seilenknochen verbundenen bei Balaena ausiralis, in seinem berühmten Werke: „lieckerches sur les osseiiiens fossiles" etc. beschrieben, nnd diese seine Angabe iit allmählig in viele vergleichend-anatomische Schriften übergegangen. In neuerer Zeit aber leugnet Dr. Fr. E s c h- ri ch t entschieden das Vorkommen des halbmondförmigen Knochens (s. seine zoologisch-aiialomhch-phi/siologisc/ie Un- tersuchungen über die nordischen Wottlhiere. Leipzig 1849. I. Hd. pag. 130 u. 137j, und behauptet: ,,dass der als solcher von Cuvier beschriebene Knochen wahrscheinlich nichts anderes sei, als das Wirbelende einer der vor- deren Rippen eines grossen Wallfisches, auf eine solche W'eise schief abgehauen , dass die Rippenwinkel ziemlich in die Mitte zu stehen gekommen sind und dadurch eine gewisse Symmetrie entstanden ist." Nach seinen Unter- suchungen dagegen an Foetns und erwaclisenen Thieren sollen bei Balaenopt. long, ausser den grossen seitlichen Beckenknochen, zwei kleinere vorhanden stin. Sie sind rundlich und liegen dicht an den grösseren Knochen an dem inneren Rande und der unteren Fläche ihrer vorderen, dünneren Hälfte, mit denselben vermittelst eines starken Faserbandes verbunden. Wenngleich die Angabe von E seh rieht, dem wir die genauesten Untersuchungen über die anatomischen Verhältnisse der Wallthiere verdanken , die richtige zu sein scheint , so hat sich noch neuerdings Du V ernoy (s. Annales des sciences naturelles IS51-), obwohl ihm das Es ehr ich t sehe Werk bekannt war , für die Ansicht von Cuvier ausgesprochen. Was die anderen Cetacien anbetrilft, so sollen nach Dr. Mayer (Müller's Archiv 1849) am Becken des Delphinus phocaena zwischen den beiden seitlichen zivei quere Knochen vorkonunen. Dagegen aber tritt Vrolik (Müller's Archiv 1850) auf, und behauptet, dass weder er beim genannten Delphine, noch Dr. Stannius bei Delph. globiceps, sowie beim Narval und planati je einen queren Knochen gefunden habe. Bei Delph. vulgaris soll statt dessen nach Vrolik ein sehniger, bogiger Streifen zwischen den beiden seitlichen Beckenkno- chen vorbanden sein. 3t deren Bildung es mit dem vorhergehenden und dem folgenden Knochen beitragt^ nach hinten steigt, und gewöhnlich so mit dem Hüftbeine verwächst, dass nur eine kleine, meist runde Oeffnung (Foramen ischiadicmn) nachbleibt. Beinahe parallel mit dem Sitzbeine wendet sich von der Pfanne ebenfalls nach hinten ein sehr dünner, rippenförmiger Kno- chen, das Schambein, welches, ohne sich mit dem gleichnamigen der anderen Seite zu einer Schambeinfuge zu verbinden, mit demselben meist nur convergirt. \n seinem Verlaufe verwächst das Schambein an einer oder zweien Stellen mit dem Sitzbeine, wodurch ein einfaches oder doppeltes Loch {Foramen obtur.) entsteht. Folgende wichtige Abweichungen von dieser Bildung des Beckens kommen bei einigen Vögeln vor: Die Hüftbeine sind mit dem Kreuzheine nicht verwachsen, sondern ganz bew^eglich mit ihm verbunden bei A]}te7iodytes (Pinguin). Statt des Sifzbeinloches {For. ischiad.) findet sich ein grosser, langer Sitz- beinausschnitt {Indsnra ischiadica) beim Strauss^ und eine Andeutung davon, wobei aber die Trennung des Sitzbeines vom Hüftbeine nicht ganz vollständig ist, beim neu- holländischen Casuar {Uhea Novae HoUandlae'). Zwei Sitzbeinlöcher kommen beim Schwan und bei einigen Entenarten vor. Ein doppeltes Hüftloch ^For. obtur.') haben die meisten Sperlingsvögel iPasseres). Dagegen sind die Sitzbeine und die Schambeine so in ihrer ganzen Länge von einander getrennt, dass kein Hüftloch zu Stande kommt, bei einigen Sumpfvögeln, einigen Schwimm- vögeln und namentlich dem indischen Casuar (Casuarins galeatus). Eine Verbindung der Sitzbeine unter einander, und zwar ihres hinteren Theiles durch eine Naht, kommt nur bei Nandu {Rhea Americana) vor. Die Schambeine convergiren so stark gegen einander, dass sie sich fast berühren, bei den Tagraubvögeln und den Schwänen. Eine ähnliche, wenn auch schwä- chere Annäherung der Schambeine findet bei den Klettervögeln, Hühnervögeln und deu meisten Schwimmvögeln statt; aber eine wahre Schambeinfuge kommt nur beim Strauss iStruthio camclus') zu Stande. Es verschmelzen hier nämlich die Schambeine mit ihren hinteren Enden zu einem förmlichen Knochcnschihle, der sich nach vorn S-för- mig umbiegt , und sogar mit einem Knorpel endigt. Es findet sich endlich nach Cuvier^) bei Corythaix persa [Turaho) und einigen Hühnervögeln , nämlich bei Francolinus^ Lophophorus, und Crax, so wie nach meinen Beobachtungen bei Cothurnix und dem Haushahn, an der V^erbindungsslelle des Hüftbeins mit dem Schambeine, nach vorn von der Gelenkpfanne ein Fortsatz, den Cu vi er mit Recht als ein Analugon des Processus iliopectineus ansieht. 1) A. a. 0. T. I. p, J82. 52 €. Amphibien. (Mit Ausschluss der Saurier mit ausgebildeten Extremitäten.) Die zu dieser Classe gehörigen Thiere bieten, hinsiciitlich ihres gnnzen Skeletes, unter einander sehr viele Eigenthümlichkeiten dar, und es ist nicht möglich anders einen Ueberblick über das Beckengerüst derselben zu gewinnen, als wenn man die einzelnen Ordnungen gesondert betrachtet. Diesen "Weg luibe ich auch befolgt, wobei aber dieje- nigen Amphibien, die den Hauptgegenstand meiner Abhandlung ausmachen, aus später zu ersehenden Gründen, nicht in Betracht kommen, a. Schilelleröten (Chelonü'). Der Beckengürtel besteht hier ebenfalls aus drei Knochen und diese werden von den Anatomen als analog den Beckenknochen beider vorhergegangenen Wirbelthierclassen angesehen. Ob mit Recht? — lasse ich vorläufig dahingestellt, doch da das Becken der Schildkröten sich sehr an das der Saurier anschliesst, so werde ich noch einmal auf diesen Gegenstand zurückkommen. Das Hüftbein, gewöhnlich beweglich, mit dem aus zwei oder drei verwachsenen Wirbeln gebildeten Kreuzbeine verbunden, hat eine cylinderische Gestalt, und ist ent- weder sehr lang, oder sehr kurz und dick. Es steigt abwärts, bisw'eilen fast senkrecht, meist aber etwas schräg nach vorn gerichtet, zur Gelenkpfanne. Von dieser geht nach hinten und innen ein plattes, breites Sitzbein (?), verbindet sich in der Mittellinie mit dem entsprechenden der anderen Seite zu einer breiten Sitzbeinfuge (?) und geht hier nach hinten in einen auswärts gekrümmten Fortsatz, Sitzbeinhöcker (?), aus. Der dritte Knochen, das Schambein (?), erstreckt sich von der Pfanne nach vorn und innen, ist gewöhnlich sehr breit, oft der grösste unter den Beckenknochen, und vereinigt sich mit seinem gleichnamigen in der Mittellinie zu einer Schambeinfuge (?), die entweder von der Sitzbeinfuge getrennt, wodurch ein einziges, oder mit dersel- ben verbunden ist, wodurch ein doppeltes Foramen obltiratorinm (?) entsteht. Der vordere Rand dieses Knochens ist in einen Fortsatz ausgezogen, der entweder ansehnlich oder nur durch einen kurzen Knorpel angedeutet ist; auf dem äusseren Rande des Kno- chens befindet sich ein anderer, auswärts gewandter Fortsatz, der grösser und länger als der erste ist, und von Meckel Schambeinhöcker (?) genannt wird. Die bei dieser Beschreibung des Beckens erwähnten Verschiedenheiten in der Conformation der Beckenknochen beziehen sich einerseits auf die Land- und Süsswasser- schildkröten {Chersinae und Emydae), andrerseits auf die Seeschildkröten (Chelonae). Die ersten haben langeHüftbeine. Die Sitzbeine, mit ansehnlichen Sitzbeinhöckern versehen, vereinigen sich in der Mittellinie mit den Schambeinen, und veranlassen so die Entstehung zweier Hüftlöchcr. Die Fortsätze des vorderen Schambeinrandes sind sehr lang, und namentlich bei den Emyden sehr stark. 55 Die Seeschildkröten haben dagegen sehr kurze und dicke Hüftbeine; ihre Sitz- beine sind mit kleineren Höckern versehen, und die Sitzbeinfuge vereinigt sich nicht mit der Schambeinfuge, so dass zwischen beiden nur eine grosse Oeffnung (Hüftloch) vorkommt. Was schliesslich die Schambeine anlangt, so übertreffen sie an Grösse und Breite die übrigen Beckenknochen, und statt der Fortsätze ihrer vorderen Räuder flnden sich nur kurze, breite Knorpel. ') Von der allgemeinen Regel, dass das Becken der Schildkröte beweglich mit dem Kreuzbeine verbunden ist, macht nur die Gattung Chelys. Dum, (Matamata) eine Aus- nahme ^ indem hier nicht nur die Hüftbeine mit dem letzten Rippenpaare, sondern auch die Sitzbeine durch ihre Höcker, und die Schambeine durch die Fortsätze ihrer äusseren Ränder mit dem letzten Stücke des sogenannten Brustbeines sehr fest sich verbinden. b. Ijwrche (Batrackia). Von dem Becken der Chelo?iier ist das der Bati'achier sehr verschieden, und zeichnet sich hauptsächlich dadurch aus, dass an seinem unteren und hinteren Theile eine Verschmelzung der Knochen stattfindet, und dass einige derselben oft nicht verknöchert sind. Bei den ungeschwänzten Batrachiern (Frösche, Kröten) verlaufen die sehr langen, gebogenen Hüftbeine von den Ouerfortsätzen des einen bloss hier vorhandenen Kreuzbeinwirbels nach hinten abwärts. Anfänglich sind sie von einander getrennt, ver- schmelzen aber dann durch ihre hinteren Ränder ebensowohl unter einander, als auch mit den Sitz- und Schambeinen. Von diesen letzten liegt das meist viereckige Sitzbein nach hinten, — das kleinere, plattgedrückte, stets knorplige Schambein nach vorn von der Hüftbeinverbindung. Beide Knochen verbinden sich unter einander und verschmelzen zugleich mit ihren gleichnamigen der entgegengesetzten Seite , so dass es weder ein Foramen obturatorinm, noch irgend eine ihm ähnliche Oeffnung giebt. Die Gelenkpfannen werden durch alle drei Knochen gebildet, woran sich die Hüftbeine am meisten betheili- gen, sind aber an ihrem Grunde nicht geschlossen, sondern stehen durch eine Oeffnung mit einander in Verbindung. Bei den geschwänzten Batrachiern (Molchen) bleiben die Hüftbeine zwar in ihrem ganzen Verlaufe von einander getrennt, aber die anderen Beckenknochen ver- schmelzen förmlich zu einer Masse. Es entsteht dadurch eine horizontale, den unteren Theil des Beckengürtels einnehmende Platte, die entweder unpaar und ganz knorplig, wie bei Proteus, oder aus zwei in der Mittellinie zusammenstossenden Seitenhälften gebildet, und nur in ihrem vorderen Theile knorplig ist, so bei den Salamandrinen und bei Axolotl. Als eine Eigenthümlichkeit dieser letzten wäre noch zu bemerken, dass sich bei I) Ich kann nicht umhin die auf das ßecken der Seeschildkröten bezüglichen Worte von Cuvier hier anzuführen: „Celle conformation est sishujuUire, que hbassinde cestorlues, vu hors de sa Situation naturelle, pourrait tres aisemcnt etre confondit daii.i ses parties ; car les piibis ressvmblent aux ilions , les iichiotis aux pubis, et les iteons aux ischions." A. a, O. p. 484. 54 ihnen die Hüftbeine, die an ihrem oberen und hinteren Ende knorplige Lamellen trafen mit dem Kreuzbeinwiibel durch kleine, knöcherne Fortsätze verbinden, und dass der vor- dere, knorplige Rand der genannten Platte in einen ebenfalls knorpligen, nach vorn ge- richteten Fortsatz ausgeht, der bei Axolotl einfach, bei den Salamandrinen Y-förmig gespalten ist. e. Sichlangen (Serpentes). ( Mit Hinzuziehung der schlangenartigcn Saurier. ) Wenngleich alle Schlangen der Gliedmassen entbehren, und die Bewegung ihres Körpers vermittelst der zahlreichen Rippen geschieht, so sind bei einigen derselben (Fa- milien Typhlini^ Ilijsiae und Peropodes) in der Aftergegend, grösstentheils unter der Haut verborgene Knöchelchen vorhanden, die, ohne sich bei der Bewegung zu betheili- gen, den Beckengürtel und die hinteren Extremitäten gleichsam nur andeuten. Aehnliche Gebilde finden sich auch bei den Sauriern , die durch den theilweisen oder gänzlichen Mangel der Extremitäten, so wie durch die langgestreckte Körperform sich an die Schlan- gen annähern (die meisten Ringelechscn und unter den Schuppenechsen einige Brevi- lingues). Da für meine Untersuchungen diese rudimentären Gebilde von keiner Bedeu- tung sind, so will ich nicht ins Einzelne der Beschreibung gehen. Es möge nur bemerkt werden, dass es meist nur zwei Knöchel eben giebt, die von den meisten Forschern als Darmbeine gedeutet werden , und bei den schlangenartigen Eidechsen sich an die Querfortsätze der hinteren Wirbel oder an das Ende der Rippen befestigen, bei den Schlangen dagegen ganz frei in den Muskeln zu beiden Seiten der Wirbelsäule liegen. An diese Knöchelchen setzen sich aber bei einigen Thieren noch andere an, die man als Rudimente der Extremitätenknochen ansieht. Sie sind an Zahl verschieden (bei Pseudopus 2, bei Boa und Python 5 u. s. w.), und das letzte derselben trägt einen hor- nigen Nagel, den sogenannten Aftersporn, welcher meist nach aussen hervortritt. I>. Fische. Bei den meisten Fischen ist ein sehr einfacher, rudimentärer Beckengürtel vorhan- den, der sich nicht mit der Wirbelsäule vereinigt und sogar eine veränderliche Lage hat. Er besteht bei den Knochenfischen aus zwei länglichen Knochen, die nur bis- weilen getrennt (z. B. bei Lophins, Sahno, Betone u. A), meist mit einander verbunden sind und unmittelbar auf sich die Flossenstrahlen tragen, — wovon Pohjpterns allein eine Ausnahme macht, indem sich bei ihm zwischen den Beckenknochen und den Flos- senstrahlen noch vier Knöchelchen einschieben. Bei den Plagiostomen , Chimären und Stören stellt der Beckengürtel einen queren knorpligen Halbbogen dar, der aus zwei, gewöhnlich mit einander verbundenen Theilen gebildet wird, an welche sich hin- ten andere mit Flossenstrahlen versehene Knorpel ansetzen. — Ausserdem kommt noch bei den männlichen Rochen ein knorpliges äusseres Begattungsorgan hinzu. 55 2. Deutung der Beckenknochen der Saurier. Das Becken der Saurier wird gewöhnlich von den Anatomen dem der Säuge- thiere am nächsten gestellt, und somit als vollständig ausgebildet angesehen. Die drei das- selbe bildenden Knochen bezeichnet man als das Hüftbein, das Sitzbein und das Schambein, wobei hinsichtlich der Anordnung derselben etwa folgende Definition gebräuchlich ist: An die Wirbelsäule setzen sich die Hüftbeine an, die abwärts und vorwärts mit ihrer Länge bis zu den Pfannen verlaufen, von welchen nach hinten und innen die Sitzbeine herabsteigen, um sich in der Mittellinie mit einander zu einer Sitzbeinfuge zu Tcreinigen. Die nach vorn und innen von den Pfannen sich erstreckenden Scham- beine stossen ebenfalls mit einander in der Mittellinie zu einer Schambeinfuge zu- sammen. Es entstehen dadurch zwei Bogen, ein vorderer durch die Schambeine, und ein hinterer durch die Sitzbeine gebildet, zwischen welchen eine ansehnliche, entweder durch einen knorpligen Fortsatz oder durch Bandmasse in zwei Theile, wenn auch nicht vollständig, geschiedene, dem Foramen obtur. entsprechende Oeffuung liegt. Als abweichend von dem anderer Saurier wird das Becken der Krokodile bezeich- net, insofern bei ihnen nur die Hüft- und Sitzbeine zur Bildung der Gelenkpfannen bei- tragen, wodurch die Schambeine auf den nach vorn und aussen von den Pfannen liegen- den Fortsätzen der Sitzbeine zu stehen kommen, und insofern das durch kein Band getheiUe Foramen obtur. von Knochen nicht vollständig begrenzt wird , indem sich die Schambeine nur mittelbar durch einen zwischen den letzten Bauchrippen eingeschlos- senen Knorpel vereinigen. Dass ich dieser Deutung der Beckenknochen nicht ganz beistimme, ist schon aus der von mir im ersten Theile gegebenen Beschreibung derselben ersichtlich. Die Gründe, die mich dazu bewogen haben, sind: 1) die Inconsequenzen, die bei der Deu- tung in der eben genannten Weise hinsichtlich der Lagerungsverhältnisse der Hart- und Weichgebilde entstehen, und 2) weil auf dem von mir eingeschlagenen Wege sämmtliche morphologische Verhältnisse einfach und ungezwungen sich würdigen und deuten lassen. Vergleicht man, abgesehen von den Weichgebilden, das Beckengerüst eines Sau- riers (etwa einer Ameive) mit dem eines Säugethieres, so fällt es sogleich auf, dass die Beckenknochen beider Thiere nicht nur in ihrer Gestalt, sondern auch in ihren Lagerungsverhältnissen wesentlich von einander abweichen, und es drängt sich unwill- kürlich die Frage auf, wie man eine so grosse Analogie unter ihnen auffinden konnte? Das Hüftbein der Säuge thiere verläuft gewöhnlich vom Kreuzbeine in seiner ganzen Länge von vorn und oben nach hinten und unten, und die Gelenkpfanne hat an dem hinteren Ende desselben ihre Lage; das der Ameive dagegen nimmt eine ganz entgegengesetzte Richtung, nämlich von hinten und oben nach vorn und unten. Indem 56 ferner zugleich die Pfanne am vorderen Hüftbeinende sich befindet, so ist die Lage der selben ebenfalls derjenigen entgegengesetzt, die wir stets bei den Säugethieren beobachten. In Betreff des Sitzbeins der Ameive, verglichen mit dem der Säugethiere, bemerkt man eine noch bedeutendere Abweichung. Dasselbe erstreckt sich nicht nach hinten und unten von der Pfanne, gleichsam als Fortsetzung des hinteren Endes des Hüftbeins bis zum Tuher, um sich dann, einen Bogen bildend, nach vorn und innen gegen die Schambeinfuge zu wenden, sondern es stellt hier einen wenig gebogenen Knochen dar, an welchem ein ab- und aufsteigender Ast nicht geltend gemacht werden kann, und der von der Pfanne zur Mittellinie verläuft, wo er sich mit seinem gleichnamigen zu einer Symphyse vereinigt, ohne mit der Schambeinsymphyse in Berührung zu kommen. Alles dieses sind Eigenthümlichkeiten des Saurier - Beckens, die man am Becken der Säugethiere gar nicht wiederfindet. Bei diesen letzten stellt , wie bekannt , das Sitzbein einen aus zwei Aesten (Ram. descend. und ascend.) gebildeten, mit der Convexität nach hinten gewandten Bogen dar, der von der Pfanne zur Schambeinfuge verläuft. Mit einander verbinden sich die Sitzbeine bei den Säugethieren, wie schon gesagt, in äusserst seltenen Fällen, sind aber auch dann fast nie von der Schambeinfuge getrennt, so dass man diese Verbindung nicht als eine besondere Sitzbeinfuge, sondern als eine eigenthümlich nach hinten verlängerte Schambeinfuge ansehen möchte, um so mehr, als schon bei allen Säugethieren, die eine sehr lange Schambeinfuge haben (die meisten Affen, die Carnivoren, Marsnfialien , Rtiminantien , SoUdungnlen , Pachydermen und einige Nager), der hintere Theil derselben durch die an einander gerückten, aufsteigenden Sitzbeinäste gebildet wird. Sonst sind die Sitzbeine bei den Säugethieren, namentlich an der durch die Sitzbeinhöcker angedeuteten Uebergangsstelle eines Astes zum andern, meist stark von einander abgewendet, wogegen sie bei der Ameive sich geradezu ein- ander entgegen wenden. Was die Schambeine anbetrifft, so erstrecken dieselben sich bei keinem Säugethiere, auch nicht einmal beim Menschen so weit nach vorn, wie bei der Ameive. Sie verlaufen im Gegentheil bei den Säugethieren von der Pfanne nach hinten und innen, so dass ihre Symphyse, im Verhältniss zu den nach vorn ausgezogenen, schmalen Hüftbeinen, stark nach hinten liegen, was namentlich bei den Säugethieren, die eine kurze Symphyse und sehr lange Schambeine haben (die Edentaten, Insectivoren, Pinni- pedien, die meisten Chirofteren und viele Nager), sehr deutlich hervortritt. Da nun die Schanibeine der Ameive, im Verhältniss zu anderen Beckenknochen, ebenfalls lange Knochen sind, und ihre Symphyse, nur durch die Berührung der vorderen Enden derselben gebildet, sehr kurz ist, so müssten sie, wenn ein Vergleich durchführbar wäre, eine ähnliche Lage einnehmen, als bei den eben erwähnten Säugethieren. Dieses ist aber keineswegs der Fall, denn sie verlaufen gerade entgegengesetzt, nämlich, wie schon 57 gesagt, sehr weit nach vorn von den Pfannen, wodurch auch ihre Symphyse, statt sich mit den Sitzheinen zu verbinden, sich von denselben entfernt, und bis unter die Lenden- wirbel zu stehen kommt. Es bleibt nur noch die Frage zu erörtern übrig, in wiefern die zwischen der Scham- und Sitzbeinfuge der Ameive enthaltene Oeffnung dem Foi'amen oblnratorhim der Säuge- thiere entspricht. Der Umstand, dass es bei allen Säugethieren zwei Forum, obtur., hier aber nur ein einziges giebt, könnte schon einiges Bedenken erregen. Da aber die Anatomen in dem meist knorpligen, von der Sitzbein- zur Schambeinfuge verlaufenden Fortsatze eine Andeutung derjenigen Scheidung des For. obtiir. in zwei Theile, die bei den Säu- gethieren erst deutlich hervortreten soll, erkennen wollen, so müssen wir, um die Fra- ge zu lösen, unser Augenmerk auf die Lage des Foi'am. obtur. richten. Dieselbe rich- tet sich nach der des Scham- und Sitzbeins, durch welche es begränzt wird, und das For. obtur. erstreckt sich dcnmach bei den Säugethieren nach hinten von der Pfanne, was namentlich bei den oben erwähnten, die eine kurze Symphyse und lange Scham- beine haben, sehr klar sich darstellt. Bei der Ameive dagegen, und somit bei allen Sauriern wüi'de es, in Folge der weit nach vorn sich erstreckenden Schambeine, ganz vor der Pfanne, also entgegengesetzt gelegen sein. Selbst bei dem so abnormen Becken der Vögel befindet sich das Foramen obturatorium nicht vor, sondern, wie bei den Säugethieren, hinter der Pfanne. Aus diesen Vergleichungen geht also hervor , dass die Lageverhältnisse der ßeckenknochen bei den Sauriern in gewissen, von mir bezeichneten Beziehungen denen der Säugethiere entgegengesetzt sich verhalfen. Bei der Vertretung der allgemein gül- tigen Ansicht von dem Becken der Saurier könnte man sich vielleicht vorstellen, dass die schon besprochene, eigenthümliche Lage der Gelenkpfanne dadurch entstanden sei, dass das vordere Ende des Hüftbeins der Säugethiere nach hinten, und das hintere mit der Gelenkpfanne nach vorn gerückt sei. Allein, wenn man den Körper eines vier- füssigen Amphibiums mit dem eines vierfüssigen Säugethiers vergleicht, so ist gar keine Begründung für eine derartige Verdrehung der Lageverhältnisse, die selbst bei den Vö- geln sich erhalten haben, herauszufinden. Die Abweichung der Beckenknochen der Saurier von denen der Säugethiere ist aber bei den Krokodilen noch viel merklicher, indem bei ihnen, wie wir gesehen haben, die Schambeine nicht einmal zur Bildung der Gelenkpfannen beitragen und zugleich auf den Fortsätzen der Sitzbeine zu stehen kommen. — Dieser Fall würde nur als eine ganz unbegreifliche Anomalie in der gewöhnlichen Anordnung der Beckenknochen unter einan- der dastehen; denn ausser der Spina und dem Tnber iscliii können wir am Sitzbeine keinen anderen Knochenvorsprung nachweisen, — geschweige denn einen solchen, der sich nach vorn vor die Gelenkpfanne erstreckte und sogar Träger des Schambeins wäre. 38 Schon in Folge dieser osteologisclien Betrachtungen stellen sich sehr bemerkens- werthe Inconsequenzen heraus: sie werden viel auffallender, wenn man die Verhältnisse in Betracht zieht, die sich auf die Weichtheile und hauptsächlich auf die Muskeln des Beckens und der unteren Extremitäten beziehen. Diese Verhältnisse sind von um so grösserer Wichtigkeit, als sie uns ein viel sichereres Kriterium für unser Urtheil über diese, sowie über eine jede andere Skeletabtheilung abgeben. Wenn ich zunächst auf die von mir beschriebenen Muskeln des Krokodils zurück- bUcke, dabei aber die gewöhnliche Deutung der Beckenknochen beibehalte , so stellen sich hinsichtlich der Ursprungs- und Auheftungspunkte dieser Muskeln folgende Eigen- thümlichkeiten heraus: 1) Die drei hier vorhandenen Anzieher des Oberschenkels entspringen vom Sitzbeine, ja zwei derselben von der Sitzbeinfuge. 2) Die den Mm. Semimembi'anosus und Semitendinosus entsprechenden Beuger des Unterschenkels entspringen vom Hüftbeine. 3) Die Beuger und zugleich Anzieher des Unterschenkels, Analoga des Gracilis, ent- springen vom Sitzbeine, nahe der Sitzbeinfuge. 4) Was die Bauchmuskeln anbctrifl't, so steigt, um mich der Worte Meckels ') zu bedienen, »in gerader Richtung von hinten nach vorn, namentlich vom Sitzbeine unter dem Schambeine weg, " ein Muskel, der dem geraden Bauclimuskel entspricht. Ein Analogen des Ohliquus externus abd. kommt ebenfalls vom Sitzbeine, und ein hier stark entwickelter Pyramidalis verläuft »vom Sitzbeinböcker zum Schambeine". Nicht geringere Eigenthümlichkeiten in der Muskulatur des Beckens und der unteren Extremitäten zeigen sich bei Podinema und Blo^iitor, wenn man bei der allge- mein angenommenen Deutung der Beckenknochen verbleibt. Mit dem Krokodile haben diese Thiere das gemein, dass auch bei ihnen von der Sitz- beinfuge die Anzieher des Oberschenkels und die Analoga des Gracilis ihren Anfang nehmen, und dass sowohl der gerade Baucbmuskel als auch einige schiefe Bauchmuskeln sich an die Sitzbeinfuge ansetzen. Ausserdem aber bemerkt man bei Podifiema und Monitor' zwei Liga- mente, wovon ins \ ordere, Aem Li ffcimefitum Poiipm'fii des Menschen und der Säugethiere analog, vom vorderen Ende des Hüftbeins zur Sitzbeinfuge verläuft; das hintere, viel kräftigere Ligament erstreckt sich vom hinteren Hüftbeinende ebenfalls zur Sitzbeinfuge, bietet aber zugleich eine Ursprungsfläche, einerseits den Beugern des Unterschenkels (Analoga des Biceps, Semitevd. und Semimembran.) und einem Auswärtsroller des Oberschenkels, an- dererseits einem grossen Schwanzmuskel (Analogen des Jschio-coccygens). Ich will nun des Vergleiches halber die wichtigsten , auf die Anordnung der Beckenmuskeln bei den Säugethieren bezüglichen Punkte hervorheben: 1) A. a. O. III. Theil. Pag. 154 und 156. 59 1) Die Anzieher des Oberschenkels entspringen meist von der Schambeinfuge oder vom absteigenden Schambeinaste. 2) Die Beuger des Unterschenkels als: die Mm. bicepSj semitendinosus und semi- membranosus entspringen stets vom Sitzbeinhöcker. 3) Der M. graciUs nimmt immer von der Schambeinfuge seinen Anfang. 4) Unter den Bauchmuskeln befestigen sich der 31. rectus an den horizontalen Scham- beinast und die Schambeinfuge, der PyramidaUs (wo er vorkommt) ebenfalls an das Schambein, der ObUqnns externus an die Schambeinfuge und den vorderen Hüflbein- rand, der Obliqttus internus und der Transversus an den Hüftbeinkamm; -— keiner von diesen Muskeln befestigt sich aber an das Sitzbein oder gar an den Sitzbeinhöcker. 6) Das Liffamentum Poi/pa7'tii, den hinteren Rand der Sehne Aea 31. obliqmis externus bildend, verläuft vom vorderen Hüftbeinrande zur Schambeinfuge. 7) Es giebt bei den Säugethieren kein Ligament, das vom Hüftbeine zum Sitzbeine verliefe, und von welchem Muskeln ihren Anfang nähmen. Zieht man die angeführten Momente in Erwägung, so wird man offenbar zu dem Schlüsse berechtigt, dass die Beckenmuskeln der Säugethiere hinsichtlich ihres Verlaufes ebensowenig Aehnlichkeit mit denen der Saurier darbieten, als es mit den Beckenknochen beider Classen der Fall war. Wir finden sogar, wenn wir einen Blick auf die Becken- muskeln der Vögel werfen, dass die Anordnung derselben, trotz der sonst so abweichen- den Verhältnisse des Beckens, in vielen Beziehungen mehr jener der Säugethiere sich an- schliesst, als diejenige der Beckenmuskeln der Sauner. So entspringen bei den Vögeln die Anzieher des Oberschenkels, der GraciUs und sämmtliclie Bauchmuskeln vom Scham- beine, und ein, schon von Tiedeniann') als Analogen Aes Ligamentum Poupartii erkanntes Band verläuft vom Hüftbeine zum Schambeine. Es würden denmach die Saurier in Bezug auf die Lagerung der Beckenmuskeln unter den Säugethieren und Vögeln vereinzelt dastehen, und man würde bei ihnen in dieser Hinsicht auf Verbältnisse stossen, die sonst bei den mit einem ausgebildeten Becken versehenen Thieren gar nicht vorkommen, so '/. B. der Verlauf des Ligamentum Poupartii vom Hüftbeine zum Silzbeine, die Anheftung der Bauchmuskeln an die Sitz- beinfuge u. s. w. Da aber, ungeachtet der verschiedenen Variationen, die einer jeden Wirbelthierclasse hinsichtlich der Muskulatur eigen sind, je nach den Bewegungen, die die Thiere ihrer gesammten Organisation gemäss zu verrichten haben, durchgängig '» eine gewisse Gesetzmässigkeit in der Art und Weise, wie sich die Muskeln um be- stimmte Skeletabtheilungen gruppiren, nicht zu verkennen ist; so scheinen uns die Anomalien, 1) Zoologie. Lanthh. ISOS—lSth B.2. Pag. 145 : „Ein langes, diinr.es Banil. analog dem Lif/amentwn Pou- partii beim .Menschen und bei den Siiugelliieien , entspringt von dem vorderen Rande des oberen Theiles des Dar- beins, steigt nach vorn herab, und inserirt sich an das Anfangsstück des Schambeins da, wo es von der Gelenk- pfanne entspringt."' 3* 40 die wir im V^erlauf der Beckenniuskeln der Saurier antrefifen, in der Natur nicht begründet und hängen wohl eher mit der angenommenen Deutung der Beckenknochen zusammen, nach welcher auch die Ansatzpunkte und Ursprungsstellen der Muskeln bezeichnet worden sind. Meine frühere Behauptung, dass diese allgemein gültige Deutung keine richtige sei, erlangt hiemit immer mehr Gewissheit. — Es handelt sich nur noch darum zu zeigen, wie in Folge einer anderen Deutung der Beckenknochen die Anomalien im Verlaufe der Beckenniuskeln schwinden, und letztere sogar vieles Analoge mit den ihnen entsprechen- den Muskeln der Säugethiere und Vögel darbieten. Die Nerven, besonders aber die Gefässe, bieten auch Abweichungen von dem Verhalten bei den Säugethieren dar, doch bei der Deutung der hier zur Sprache ge- brachten Knochen ist kein wesentliches IMonient namhaft zu machen, da diese Abwei- chungen von anderen inorpliologischen Verhältnissen abhängig sind. Wäre eine Art. cruralis und ein Plexus lumbalis wie bei den Säugethieren vorhanden, so würden sich vielleicht starke Inconsequenzen nachweisen lassen. Nun ist aber die Art. cruralis der Säugethiere bei den Sauriern nicht vorhanden; der Plexus lumbalis, wie es scheint, wegen des Zurücktretens der Muskulatur mehr nach hinten, nicht so entwickelt, und die haupt- sächlichsten Nerven, die die Muskeln versorgen, gehen aus dem Plexus ischiadicus hervor; so dass aus der Art und Weise, wie die genannte Arterie und der Plexus lumbalis aus dem Becken zur vorderen Fläche des Oberschenkels übergehen, kein wichtiges Moment zur Entscheidung der Frage herangezogen werden kann. Es mag aber bemerkt werden, dass bei den Sauriern kein Nerv und keine Arterie, wie bei den Säugethieren vor dem Knochen, welcher nach der Deutung anderer Forscher das Schambein darstellen soll, nach der inneren Fläche des Oberschenkels verläuft. Welche Deutung ich den Beckenknochen der Saurier beilege, ist aus dem ersten Theile dieser Abhandlung ersichtlich, wd ich auch bei der Beschreibung der Muskeln die Ursprungsstellen und Ansatzpunkte derselben darnach bezeichnet habe. Ich habe mich jetzt also nur zu rechtfertigen über die Gründe, die mich bewogen haben, diese und keine andere Deutung zu wählen. Die für die Sitzbeine angesehenen Knochen ') glaube ich mich berechtigt für Schambeine zu halten: 1) weil sie in ihrer Lage überhaupt und durch ihre Symphyse den aequivalenten Knochen bei den Säugethieren entsprechen, 2) weil sie einigen Bauch- muskeln, den dem M. gracilis analogen Beugern des Unterschenkels und den Anziehern 1) Der Gedanke, ob nicht diese Knochen für Schambeine anzusehen seien, scheint den HH. A. Dumeiil und G. B i b r o n vorgeschwebt zu haben , aber sie konnten sich nicht von der allgemein angenommenen Ansicht trennen, und haben dieselben gleich anderen Forschern als Sitzbeine gedeutet: „Les pubis et les ischions soiit tres evases, fort dUtincts , et, commc ils nc se j'oignent jias , ils laissent entre eux un trou uniqne, qui eit considc- Table, de sorte, qn'il semble y avoir deux symphyses pubiennes , l'iuie en avant et l'autre derriere." (S. ihre Erpetologie generale ou Uistoire naturelle complete des reptiles. Paris, 1S36. Tom. III. p. 4öl. — Orga- nisation des Varaniens.) 41 des Oberschenkels zur Anlieftung dienen, 3) weil das Ligamentum Poupartü vom Hüftbeine zu ihrer Symphyse verläuft, und 4 ) weil die Cloake , bei den männlichen Thieren auch der Penis , hinter derselben liegt. Dass ich die sogenannten Schambeine als selbstständige, den Sauriern eigenthümliche Knochen , Ossa iliopectinea , betrachte , findet im Folgenden seine Begründung. Die Eminentia iliopectinea ist nämlich , was schon ihre Benennung andeutet , eine an der Gränze des Hüftbeins und des Schambeins befindliche Erhabenheit '), die im Allgemeinen beim Menschen und den Säugethieren ziemlich unansehnlich, bei einigen der letzteren als ein merklicher langer Fortsatz auftritt, z. B., wie schon oben gesagt, beim Känguruh und den Fledermäusen. Die Lage dieses Fortsatzes entspricht ganz der des sogenannten Schambeins der Saurier. Denken wir uns nun denselben, z. B. beim Känguruh, so weit nach vorn und innen verlängert, dass er in der Mittellinie mit seinem gleichnamigen sich verbinde, so erhalten wir am Becken dieses Thieres zwei Symphysen, wovon die vorderste der sogenannten Schambeinfuge, die hintere, von ihr getrennte der sogenannten Sitzbein- fuge der Saurier entsprechen müsste. Da aber diese hintere Symphyse beim Känguruh in dem bezeichneten Falle immerhin eine Schambeinfuge bleiben würde , so glaube ich mit Recht auch bei den Sauriern die entsprechende Symphyse für eine solche halten zu müssen. Es wird sodann die vordere Symphyse der Saurier nichts anderes, als eine Verbindung der zum selbstständigen Knochen gewordenen Proc. iliopectin. in der Mittellinie sein. Wir besitzen freilich keine genaue Angabe über die Entwickelung des Skelets der Saurier, aber nach Stannius2) besitzt die Spitze der Eminentia iliopectinea schon bei einigen Säugethie- ren einen eigenen Ossificationskern , und darin liegt die Möglichkeit, dass die sonst wenig bedeutende Erhabenheit zu einem selbstständigen Knochen werde. Denn aus der vergleichenden Osteologie sind Fälle genug bekannt, wo Erhabenheiten und Fortsätze in einer Thierclasse unansehnlich und klein, in einer anderen sich zu Knochen ausbilden, und sogar wichtige Functionen übernehmen. Als Beispiel möge hier der Proc. coracoideus des Schulterblattes dienen. Derselbe ist ein dicker, gekrümmter Fortsatz, der von dem Schul- tergelenk nach vorn gegen die Brust hin gerichtet ist. Beim Menschen und den meisten Säugethieren erscheint er innig mit dem Schulterblatte verwachsen, und nur in seltenen Fällen als ein besonderes Knochenstück; aber schon bei den Monotremen finden wir ihn am Schultergürtel neben dem Schulterblatte und dem Schlüsselbeine als einen selbst- I) In seinem Lehrbuche der Zootomie, Leipzig 1S43. l ThI. pa-. 28, sagt Dr. Rud. Wagner: „Am vorderen oder oberen Scliambeinrande springt öfters eine wirkliche , spitze, dornfürniige Eihabenlieit ( Eminentia iko-pectinea) als erste Andeutung vom Beutelknoclien vor, so z. U. bei Vesperlilio speclrum. Bei den Monotre- men und Beutelthieren sitzt hier jederseits der sogenannte Beutelknochen." Dass die Eminentia iliopectinea eine Andeutung vom Beutelknochen sein soll, ist aber eine durchaus unbegründete Ansicht, wovon man sich namentlich überzeugen kann, wenn man das Becken eines Känguruh betrachtet. Dort finden sich mit den Beutelknochen zu- gleich die sehr starken Enmientiae iliopectincae, und da beide nicht nur eine ganz andere Lage haben , sondern auch verschiedenen Muskeln zur Anheftung dienen, so kann man sie unmöglich für gleichartige Gebilde halten. 2^ A. a. O. p. 353. Anmerk. 12. 42 ständigen, eigentliümliclien Knochen wieder, welcher Os coracoideum, hinteres Schlüssel- bein, genannt wird. In der ganzen Classe der Vögel ist ferner das Auftreten dieses Knochens bis auf wenige Ausnahmen so constant, dass er dem Schultergürtel derselbeo ein eigenthümliches Gepräge aufdrückt und in ihrer Oekonomie keine untergeordnete Rolle spielt , indem der sich im Fluge stark bewegenden , und den Widerstand der Luft be- zwingenden vorderen Extremität dadurch eine Stütze gewährt wird. Endlich findet sich das Os coracoideum bei den meisten Sauriern. Das Os iliopcctiucum ist also ein, am Becken aller mit ausgebildeten hinteren Extremitäten versehenen Saurier constant vorkommender Knochen, der bei den Kroko- dilen auf einem Fortsatze des Schambeins befestigt und nur vermittelst eines Knorpels mit seinem gleichnamigen in der Mittellinie verbunden ist; bei den übrigen Sauriern da- gegen mit dem der anderen Seite in eine förmliche Symphyse eingeht, indem er zugleich mit dem Hüftbeine und dem Schambeine die Gelenkpfanne bildet. Dieser letzte Umstand könnte vielleicht insofern auffallend erscheinen, als der Proc. iliopect. bei den Säuge- thieren von der Pfanne entfernt, nach innen von derselben liegt. Wir wollen aber hier wieder des Os. coracoid. gedenken. Dasselbe bietet nämlich an seinem oberen Ende eine Gelenkfläche dar, die mit der des Schulterblattes die Gelenkpfanne für den Oberarm bildet. Obgleich nun der Proc. coracoid. als ein Theil des Schulterblattes keinen Antheil an der Bildung der Pfanne hat, so unterlässt es doch kein Anatom, denselben für ein, dem Os. coracoid. entsprechendes Gebilde anzusehen. Daher nehme ich keinen Anstand, die Eminentia iliopectinea mit dem Os iliopect. für morphologisch -homologe Gebilde zu halten, ganz davon abgesehen, ob dieser letzte Knochen zur Bildung der Pfanne am Becken beiträgt oder nicht. o« v^n-/n Wenden wir uns nun zum Hüftbein der Saurier, so glaube ich die eigenthümliche Lage desselben im Allgemeinen, und namentlich desjenigen Theiles, der zur Bildung der Gelenkpfannen beiträgt , dadurch erklären zu können , dass der , bei den Säuge- thieren nach vorn von der Pfanne sich erstreckende Hüftbeintheil, bis auf einen kleinen Fortsatz, nicht vorhanden ist. Hiemit scheint auch der Umstand, dass die dem 31. iliactis analogen Muskeln der Saurier entweder vom Schambeine, oder vom Os iliopect. ihren An- fang nehmen, in gewisser Beziehung zu stehen. Das Hüftbein der Saurier würde dem- nach nur demjenigen Theile des Hüftbeins der Säugethiere entsprechen, der zur Bildung der Gelenkpfanne beiträgt, hier sich aber ungewöhnlich stark nach hinten entwickelt hat. Als die einzige Andeutung des vorderen Theiles des Hüftbeins der Säugethiere wäre am Becken der Saurier der früher genannte Fortsatz anzusehen, den man füglich mit der Spina ilei anterior inferior vergleichen könnte, und zwar um so mehr, als von ihm ein , dem Rect. femoris analoger Muskel entspringt. Aus allen den erwähnten Verhältnissen geht hervor, dass das Sitzbein am 45 Becken der Saurier fehlt. In der Tliat lässt sich eine Analogie zwischen diesem Knochen und iro-end einem von den Beckenknochen der Saurier nicht nachweisen, — obwohl an- dererseits es nicht zu läugnen ist , dass hierauf noch folgende Einwendung zu machen wäre. Beim Vergleich nämlich des Beckens eines Sauiiers mit dem eines Säugethieres, dessen Sitzbeinhöcker mit dem Kreuzbeine verwachsen sind (z. B. eines Gürtelthiers), könnte Jemand die Frage aufstellen, ob nicht das, nach hinten von der Pfanne liegende Hüftbein der Saurier mit dem absteigenden Aste des Sitzbeins (Rani. des. ischii), und sein Endpunkt, womit er sich an das Kreuzbein ansetzt, mit dem Sitzbeinhöcker {Tuber ischii) gleich zu stellen sei. Alsdann liegt ferner der Schluss nahe^ dass am Becken der Saurier nicht sowohl das Sitzbein als das Hüftbein fehle. Ich bin aber weit entfernt dieses anzunehmen; denn die Hüftbeine sind, meiner Ansicht nach, im Allgemeinen die- jenigen Knochen , die dadurch , dass sie den Beckengürtcl an die Wirbelsäule anheften und eine überwiegende Betheiligung an der Bildung der Gelenkpfanne zeigen , als die wichtigsten Repräsentanten des Beckengürtels anzusehen sind. Daher muss man voraus- setzen, dass, wenn eine Verkümmerung der einzelnen Knochen des Gürtels eintritt, diese das Loos am spätesten treffen werde. Die Annahme eines ausgebildeten Beckengürtels ohne Hüftbeine hat demnach etwas Unwahrscheinliches an sich, wogegen das Fehlen der Sitzbeine, namentlich da ich im Stande sein werde, das Vorhandensein eines ihm ho- mologen morphologischen Gebildes nachzuweisen, mich über alle Bedenken und Einwen- dungen hinwegführt. Als dieses morphologische Gebilde nun, glaube ich das von mir am Becken der Saurier beschriebene Ligamenhmi ischiadicum betrachten zu müssen, und der Nachweis, dass es nach seiner Lage und dem Verhalten zur Muskulatur dem Sitzbeine der Säuge- thiere entspricht, ist dasjenige, womit wir uns schliesslich beschäftigen wollen. Wenn man den Körper einer Eidechse (etwa einer Podinema, oder eines Monitors) betrachtet, bevor man die Haut abgenommen hat, so sieht man, dass die innere Fläche des Oberschenkels vom Schwänze durch eine gebogene Ouerfurche abge- gränzt ist, die nach vorn zwischen der Cloake und der inneren Schenkelfläche nach dem • Bauche heraufzieht. Diese Furche ist bei allen vierfüssigen Säugethieren und beim Menschen vorhanden, liegt bei ihnen, da ihr Schwanz nie eine solche Dicke im Verhält- niss zum Körper wie bei dl'n Eidechsen erreicht, zwischen der inneren Fläche des Oberschenkels und der Dammgegend, und erstreckt sich nach vorn zum Bauche herauf; so dass zwischen dieser Furche und der ihr entsprechenden der anderen Seite die Oeffnungen für den After und die äusseren Geschlechtstheile sich befinden. Man könnte sie Schenkeldammbuge nennen. Das Wichtigste für mich ist aber der Umstand, dass genau dem Verlaufe derselben die Lage des Sitzbeins entspricht, und dass nament- lich im vorderen Abschnitte der Buge zur Seite der Geschlechtstheile die Gegend zu 44 suchen ist, wo der Eamns ascendens ischü zu dem liamns descendens pubis hinauf- steigt, wovon man sich überzeugen kann, wenn man an dieser Stelle die Haut abprä- parirt. Bei den erwähnten Eidechsen nun liegt an der, durch die Furche augedeuteten Stelle das fragliche, sehnige Band, welches, nach meiner Deutung der Beckenknochen, vom hinteren Hüftbeinende zum hinteren Rande der Schambeinfuge verläuft, und zwi- schen sich und dem ihm entsprechenden der anderen Seite die Cloake einschliesst. — Zieht man in Betracht, dass von diesem Bande kräftige Muskeln entspringen, und zwar nach vorn die Beuger des Unterschenkels und ein Auswärtsroller des Oberschenkels, nach hinten ein, dem Ischio-coccygeus analoger Schwanzmuskel, so ist kaum ein Zweifel über die Bedeutung dieses Bandes möglich. Dasselbe ist nämlich nichts anderes, als ein am Becken der Eidechsen, dem Sitzbeine anderer Thiere, morphologish- homologes Gebilde — weshalb ich es auch £,ig;amentiiin iscliiadicum genannt habe. Dass ein sehniges Band einen Knochen ersetzt, darf uns nicht befremden; denn, da beide im histiologischen Sinne verwandte Gebilde sind, so ist das Auftreten, bald des einen, bald des anderen unter ähnlichen Lagerungsverhältnissen eine gewöhnliche Erscheinung. Zahl- reiche, normale Fälle der Art, der pathologischen nicht zu gedenken, sind auch aus der vergleichenden Anatomie bekannt '). Als eine Abweichung von der Art und Weise, wie das Sitzbein am Becken ande- rer Thiere auftritt, ist hier der Umstand hervorzuheben, dass das ihm analoge Band bei den Eidechsen nicht nur zur Bildung der Gelenkpfanne nicht beiträgt, sondern nicht einmal in ihrer Nähe beginnt. Ich sehe es als die Folge der eigenthümlichen Confor- mation des Beckens dieser Thiere an. Indem nämlich die Eminentia iliopectinea hier^ durch eine übermässige Entwickelung zu einem selbstständigen Knochen geworden ist, nimmt dieselbe mit dem Hüftbeine und dem Schambeine an der Bildung der Gelenk- pfanne Theil , so dass das , dem Sitzbeine homologe Gebilde hiervon ausgeschlossen bleibt; da ferner der bei anderen Tbieren die Gelenkpfanne bildende Hüftbeintheil hier sich stark nach hinten entwickelt hat, und gleichsam einen Ersatz für den Corpus und liamus descend. ischü liefert, so erklärt sich, warum das sehnige Band, das vom hin- teren Hüftbeinende entspringt, so weit von der Gelenkpfanne entfernt zu liegen kommt, und seinem ganzen Verhalten nach mehr dem Hatn. nscend. ischü entspricht. 1) Ich führe in Bezug darauf die Worte des Dr. Karl Bergmann an: ,, Ferner giebt es am Sängethier- skelete Stellen , welche bald als sehnige Stränge oder Häute auftreten , bald Knorpel und Knochen bilden. So ist die Clavicula bald ganz knöchern, bald nur eine Sehne, während das in der Mitte dieser Sehne abgelagerte KnochenstUck , das Qs clavicularn , eine Uebergangsform darstellt. Hierher gehören auch die verschiedenen Grade von Verknöcherung der beim gesunden Menschen nur membranösen Fortsätze, mit welchen das Skelet zwischen die Theile des Gehirns eindringt : des sichelförmigen Fortsatzes, des Tentorui.m cerebelli; hierher die verschiedenen Grade der Theilnabme knöcherner und mendiranöser Gebilde an der Herstellung der Augenhöhle, wo das mensch- liche und die nächststehenden Skelele am meisten Aufwand von Knocbenentwickelung zeigen, während bei andern die Verbindung des Keilbeinllügels mit den Orbilalfortsätzen des Joch- und Stirnbeins nur durch Verlängerungen des Periostes , weiterhin auch die Verbindung dieser beiden Fortsätze nur durch eine sehnige Brücke hergestellt ist." ( S. Einige Beobachtungen und Reflexionen über die Skeletsysteme der Wirbelthiere, deren Begrenzung und Plan. Göttingen 1846. pag. 5.) 46 Was endlich das Foraincn obturatopium anbetrifft, so kann nach dem Ge- sagten kein anderer Theil des Beckens der Eidechsen mit ihm verglichen werden, als der zwischen dem Liffametitum ischiadicum und dem Schambeine eingeschlossene Raum, an dessen vollkommene Verschliessung das so stark nach hinten ausgebildete Hüftbein, an Stelle des Corpus und Ramus descendens ischii , Theil nimmt. — Es stimmt mit diesem Verhalten auch der Umstand überein, dass die am meisten den Obturatoren ana- logen Muskeln von diesen beiden, den genannten Raum umgebenden Gebilden entspringen. Aus allen diesen Erörterungen geht hervor, dass, wenn man in der Auffassung und Deutung des Beckens der Saurier den von mir gewählten Weg einschlägt, die bei der gebräuchlichen Deutung dieses Beckens sich zeigenden Anomalien vollkommen beseitigt werden, und dass vielmehr, abgesehen von gewissen, unschwer zu erklärenden Abwei- chungen, im Allgemeinen in den morphologischen Verhältnissen des Beckens der Saurier eine grosse Uebereinstimmung mit dem der Säugethiere sich nachweisen lässt. Zugleich glaube ich auf diesem Wege der Untersuchung auf keine Weise von den Principien abgewichen zu sein, die bei der Entscheidung solcher Fragen von den vergleichenden Anatomen befolgt werden. III. Abschnilt. Ergebnisse der Uiitersiichiingen. Der leichteren Uebersicht wegen will ich noch alle wichtigen, auf das Becken der Saurier bezüglichen Ergebnisse meiner Untersuchungen im Kurzen zusammenstellen 1) Die drei Paar Knochen, die das Becken der Saurier bilden, sind: Die Hüft- beine, die Schambeine (Sitzbeine der Autoren) und die eigenthümlichen Ossa iliopectinea (Schambeine der Autoren). 2) Das Hüftbein der Saurier entspricht dem, die Gelenkpfanne bildenden Theil des Hüftbeins der Säugethiere, und bietet zum Theil einen Ersatz für den Kör- per und den absteigenden Ast des hier fehlenden Sitzbeins dar. 3) Die Ossa iliopectiiiea tragen entweder^ gar nicht zur Bildung der Gelenk- pfanne bei und bilden keine Symphyse (bei den Krokodilen), — oder sie setzen mit den beiden andern Knochen die Gelenkpfanne zusammen — und verbinden sich mit einander in der Mittellinie (bei allen anderen Sauriern). 4) Das Sitzbein ist am Becken der Saurier nicht vorhanden, aber an seine Stelle tritt bei Monitor, Podinema und wahrscheinlich bei allen, mit einem ausgebildeten 46 Becken verselienen Sehuppeiieclisen {Sauri sfjnumati) — ein ihm nlorpliologiscb- liomologes Gebilde auf, uämlicb das Lrisanicntuin iscliiadicuin, vvelcbes in seinem Verlaufe bauptsäcblicb dem liamtis uscendens ossis ischii entspi'icbt. 5) Das Forainen obtiiratorifiin ist ein zwiscben dem hinteren Tbeile des Hüftbeins, dem Ligameiitian ischiadicum und dem biuteren Rande des Scbani- beines eingescblossener Raum. 6) Das Foraiiicii c-os'flifornic {Foramen obttirutoriurltAet Aut.) ist die zwiscben dem vorderen Rande der Scbambeine und den Ossa iliopectinea befindlicbe Oeffnung. 7) Es giebt bei den Sauriern, wie beim Menschen, den Säugetbieren und V^ögeln ein liiganienfstsn Poupartii. 8) So wie bei den Säugetbieren und Vögeln befestigen sich auch bei den Sauriern die meisten Bauchmu>kuln an das Schambein (Sitzbein der Aut.), und es entspringen von ihm die Anzieher des Oberschenkels und die dem GracUis analoge Muskeln. 9) Die AusvvärtsroUer des Oberschenkels, am meisten den Obtnratoren analog, ent- springen theils vom Ligamentum ischiadicum, theils vom hinteren, das Foramen obturatorium begrenzenden Rande des Schambeins. 10) Die Beuger des Unterschenkels, Analoga der Mm. biceps , semitenditiosus und semimembratiosus, entspringen vom hinteren Tbeile des Hüftbeins und vom Liga- mentum ischiadicum. 11) Ein dem Ischio-coccygens analoger IMuskel entspringt vom hinteren Hüftbeinende, dem hinteren Schambeinrande und dem Ligamentum ischiadicum. 12) Man findet bei den Sauriern keine Art. iliacue eommunes; aber es entsendet; wie bei den meisten Säugetbieren und allen Vögeln, die Aorta descendens zwei von einander gesonderte Stämme, wovon der vordere der Art. cruralis, der hintere der Art. hypogastrica entspricht. 13) Es ist bei den Sauriern keine solche Art. femoralis, wie beim Menschen und bei den Säujrethieren vorbanden, sondern die Art. iliaca extei'na endigt auf der vorderen Fläche des Oberschenkels mit dem Abgeben der A^^t. circumflexa femoris externa und von der Art. iliaca interna s. hypogastrica entspringt ein der Art. glutea, und besonders der Art. ischiadica analoger Ast, der an der hinteren Fläche des Oberschenkels mit dem Nerv, ischiadicus verläuft und in die Art. poplitea übergeht. 14) Die von den Anatomen allgenaein anerkannte Aebnlicbkeit zwischen dem Becken der Saurier und dem derChelonier, wovon ich mich auch durch eigene Beobach- tungen überzeugt habe, gestattet die Annahme, dass die Beckenknochen der letztern sich auf dieselbe Weise werden deuten lassen, wie ich es hinsichtlich der Beckenknochen der Saurier gethan. Er klär un ff der Tafeln. Tafel I. Fig. I. Muskeln an dem'BeckenuiiddemrecIitcn Ober- schenkel eines sehr jungen Alligator scierops Cuv. {Jacare). Das Thier ist auf den Rücken gelegt, so dass man die innere, hintere und einen Theil der vor- deren Fläche sieht. III. Os pubis, Schambein Cgew. Os ischii, Sitz- bein genannt) der linken Seite. IV. Os iliopectineum Cgew. Os pubis, Scham- bein genannt) derselben Seite, V. Letzte Bauchrippe der rechten Seite. VI. Os Jemoris, Oberschenkelbein. VII. Unterschenkel. A. Knorpel zwischen den letzten Bauclirippen und den Ossa üiopectinea. B. Fortsatz am hinteren und üusseren Rande des Schambeins. C. Zurückgeschlagene Haut. D. Eingeweide. E. Eine Membran, die das zwischen dcnOs«fl»7io- pectinea und den Schambeinen befindliche Foramen cordifo/me (gew. Forameri obtu- ratorium, Hüflloch genannt) verschliesst, F. Cloake. F'. Mastdarm. a. M. psoas major (grosser Lendenrauskel). b. M. iliacus ?«ie?'H?/s (innerer Hüftbeinniuskel). c. M.pectineus inferior CuntererKammmuskel). d. M. pectineus se//>e/io/'(obererKammmuskel). e. M. addtictor longus (langer Schenkelan- zieher), divrchgeschnitten. f. M. adductor brevis (kurzer Schenkelan- zieher). g. M. adductor magnus (grosser Schenkel- anzieher). h. i. Zwei Auswärtsroller des Oberschenkels. k. Ein cigenthümlicher Strecker des Unter- schenkels. 1. 31. cruralis (Schenkelrauskel). m. M. i-asttis internus (äusserer, dicker Schen- kelmuskel). n. M. vastus externus (innerer, dicker Schen- kelmuskel), o, p. Zwei , dem JH. giuteiis inaximus analoge Beuger des Unterschenkels. q. Ein , den Mm. semitendinosus und semi- membranostis analoger Muskel, r. s. t. Drei, dem M. gracilis analoge Beuger und zugleich Anzieher des Unterschenkels. u. M. ischio cocrygeus Cuv. Der Muskel ist aufgeschnitten, so dass man sieht, wie er den nächstfolgenden Schwanzmuskel schei- denartig uragiebt. Sein mittlerer Kopf, der von dem Fortsatze des Schambeins, welcher auf der linken Seite mit dem Buch- staben B bezeichnet ist, entspringt, geht in ein Bündel (w') des geraden Baucli- muskels über. V. Ein eigenlhümlicher Schwanzrauskel, der Muscle femoro - pero/ieo - coccygiefi nach C u V i e r. w. M. rectus abdominis (gerader BauchmuskelJ. Die weissen Querstreifen, die man auf ihm sieht, sind seine verknöcherten 7«sc/-?^- tiones tendineae, die sogen. Bauchrippen. w'. Ein eigenthümliches Bündel des geraden Bauchmuskels, das sich nach hinten zum 31. ischio -coccygeus erstreckt, hier aber in der 31it(e durchgeschnitten und zurück- geklappt ist. X. M, pyramidalis abdominis (Pyraraidenmu- skel des Bauches), ebenfalls durchgeschnit- ten und zurückgeklappt. Man sielit seinen hinteren Ansatzpunkt dicht an der Scham- beinfuge. *) bedeutet die Stelle auf dem Oberschenkel, wo sich die kürzere und breitere Sehne des ßl.feni.-per.'Cöccyg. ansetzt. Der Ver- lauf dieser Sehne, die liier von der ge- nannten Ansatzstelle abgeschnitten worden, ist durch eine punktirte Linie angedeutet. 10. Eine der Art. glutea, und besonders der Art. isvhiadica analoge Arterie , die, vom iV. ischiadicus begleitet, auf der hinteren Fläche des Oberschenkels zur Kniekehle verläuft. Fig. S. Das Becken einer Jmeiva vulgaris (Cnemido- phorus Wagl.), von unten gesehen. III. IV. VI, VII. B. wie in der vorigenTigur. I. Kreuzbeinwirbel der rechten Seite. II. Os ilium, Hüftbein, G. Ein nach hinten von der Schambeinfuge sich erstreckender, zum Theil knorpliger Fortsatz {Os cloacal, nach Spring und Lacordaire). H. Ein anderer, von der Schambeinfuge nach vorn sich erstreckender und das Foramen cordiforme in zwei Seitenhälften theilen- der knorpliger Fortsatz. I. Processus ossis iliopectinei. K. Ein am Os iliopectineum befindliches, zum Durchtritt einiger Arterien und Nerven be- stimmtes Loch. Fig. 3. Das Becken eines sehr jungen Crocodilus (sp?), ebenfalls von unten gesehen. I. I!. wie in der Figur 2. III. IV. V. VI. A. B. wie in der Figur i. Fig. 4. Dasselbe Becken wie unter Fig. 2, aber von der Seite in seiner natürlichen Lage gesehen. L II. 111. IV. VI. B. G. I. K. wie in der Fig. 2. L. Ein, am vorderen Ende des Hüftbeins be- findlicher und der Spina ilii anterior in- ferior analoger Fortsatz. C» 48 Tafel II. Muskeln und Arterien andern Becken und dem rechten Oberschenkel eines Podinema Tegm'sin Wagl. (Salvator Merianae Dum. Bibr.). IL 111. IV, VII. B. C. F. G, H. J. K. L. 10, bedeuten auf dieser Tafel dasselbe, was auf der vorigen. Fig:. I. Sie stellt die vordere Fläche des Oberschenkels dar. M, Ligamentuyn Povpartii. u. tt. Zwei Bäuche eines Muskels, die dem Jliacus internus analog sind. «". Ein eigenthümlicher, kleiner Muskel, der vom Muskel u sich nach aussen und hinten zur Spina ilei anterior inferior erstreckt. Er ist hier von seiner Sehne abgeschnit- ten und zurückgeklappt. ß. Ein zweiter, dem Iliacus internus analoger Muskel, nach innen zurückgeschoben. J. Ein Anzieher des Oberschenkels. ij, Aeusserer Schenkel des M. rectus femo- ris, dessen hinterer Theil dem M. ten- sor fasciae latae entspricht. f. Innerer Schenkel des M. rectus femoris. 3-, M. cruralis. y. Ein dem M. gluteus maximus analoger Beu- ger des Unterschenkels. X. Ein dem M. semitendinosus analoger Beu- ger des Unterschenkels, ju, V. Zwei Schenkel eines dem M. gracilis ana- logen Beugers und zugleich Anziehers des Unterschenkels. a. Der vordere Schenkel eines eigeuthürali- chen Muskels, der ebenfalls den Unter- schenkel beugt und zugleich anzieht. ;f. M, rectus abdominis, durchgeschnitten. |. M. obliqinis extenms abdominis, ebenfalls durchgeschnitten. V. Der gemeinschaftliche Bauch des M.sccro- lumbalis und longissimus rfors? (Rückgraths- strecker). 1. Art. iliaca externa, äussere Hüftpulsader, (vorderer Hauptstamm). 2. Art, epigasirica ititerna s. inferior. 3. Eine eigenthümliche , nach innen vom Hauptstamme verlaufende Arterie (Arteria obturatoria Corti.). 4. Rami mnsculares. 5. Art. iliopectinea {Art. perforans aceta- buli Corti), 6. Art. circvmflexa femoris externa s. ant. 12. N.peronaeus superficialis (oberflächlicher Wadenbeinnerv). Figf. S. Das Thier ist auf die linke Seite gelegt. Der rechte Fuss ist aufgehoben und nad» vorn gewendet. Man sieht die äussere und hintere Fläche des Oberschenkels, sowie die unteren Schwanzmuskeln. M. «". ß. X. |. V. 2. 12. wie in der vorigen Figur. N. Ligamentum isckiadicum. P. Pefiis der rechten Seite. P'. Corpus cavernosum desselben, £. Ein Auswärtsroller des Oberschenkels. o. M. vastus externus. T.T.r. M. Die drei Köpfe des M. ischio - coccy- geus von einander getrennt. t//. M. femoro-coccygeus. Er ist von dem vorigen Muskel scheidenartig umgeben. ■ü) . Die längere Sehne desilf. femoro-coccygeus. (f. Ein theilweise dem Biceps, theilweise dem Semimembratiosus entsprechender Beuger des Unterschenkels. 11. N. ischiadicus , der die Arterie (10) in ihrem Verlaufe begleitet. Fig. 3. Das Becken von unten gesehen. Dasselbe ist auf der rechten Seite mit Muskeln bedeckt, auf der linken von ihnen entblösst. «. A. fi. X- 'i- ^' ^*'^ >" 'J^'" ^'S- *• N. P. wie in der Fig. 2, j', Musculus pectineus. n. Ein eigenthümlicher Muskel, der vom hin- teren Fortsatze der Schambeinfuge (G) ent- springt, und in das Ligamentum ischiadi- cnni (N) übergeht. w. M, sphincter cloacae, Fig. 4. Das Thier ist auf den Rücken und etwas auf die rechte Seite gelegt. Der rechte Fuss ist nach aussen gebogen, so dass man die innere Fläche des Oberschenkels sowie die unteren Schwanz muskeln sieht. u. d. t. /u. V. l. o. %. §. wie in der Fig. 1. £. T. tf). Tp'. P. P'. wie in der Fig. 2. TT. w. y. wie in der Fig. 3. /. Ein kleiner Muskel, der den M. pectineus (y) in seiner Wirkung unterstützt. i. M. vastus internus. Q. Der hintere Sclienkel eines eigenthümlichen Beugers und Anziehers des Unterschenkels, dessen vorderer Schenkel (er) schon bei der Beschreibung der Fig. 1 genannt wurde. ip" Die kürzere Sehne des ü/. femoro-coccy- geus (tp). 7. Ramus pudendo-muscularis des hintereir Hauptstanimes, d. h. der Art. iliaca in- terna s. hypogastrica. 8. Art. pudenda communis. 9. Ramus muscularis. Fiß.i Ml i' V /}^z % ^ ^ l--'- 'H'TTr-« Äy.^ V r/ß.^ » m / 'ah. IL. M ~i // f<: l!f. Vi ■^^ <£^ Inhaltsverzeichniss. Seite Vorwort ............ 5 I. Abschnitt. Beschreibung des Beckens der Saurier. 1. Knochengerüst .......... 7 2. Bänder 9 3. Muskeln 10 A. Bei den Krokodilen. B. Bei Podi'nema Tegut'sin Wagl., mit Berücksichtigung der entsprechen- den Muskeln bei Monitor Niloticiis L. . . . 18 , 4. Arterien .23 5. Nerven . 27 II. Abschnitt. Vergleichung des Beckens der Saurier mit dem anderer Thiere. 1. Allgemeine Uebersiclit des Beckengerüstes bei den verschiedenen Thierclassen. A. Säugethiere ......... 28 B. Vögel 30 C. Amphibien (mit Ausschluss der Saurier mit ausgebildeten Extremilälen) 32 D. Fische .......... 34 2. Deutung der Beckeuknochen der Saurier ..... 35 III. Abschnitt. Ergebnisse der Untersuchungen ... 45 Erklärung der Tafeln 47 Thesen. 1) Es giebt fünf Classen der Wirbelthieie. 2) Die nur auf negativen Bestimmungen beruhenden Eintheilungen und Diagnosen sind für die zoologische Systematik unerspriesslich. 3) Der Vergleich des Organismus mit einer Maschine führt zu einer unrichtigen Auf- fassung desselben. 4) In den meisten Hand - und Lehrbüchern der vergleichenden Anatomie ist viel von der Anatomie aber wenig vom Vergleichen die Rede. 5) Die Kenntniss der Thierwelt ist in Vielem so mangelhaft, — weil man sich für das Leben und Treiben der Thiere weniger interessirt, als für ihre Namen und Verwandtschaftsstufen. 6) In der Botanik sollte man von Nerven nicht sprechen. ' B e !■ i c li t i g 11 11 g e n. Seite 7 Zeile 12 nacli : vereinigt sicli setz.e liinzii : mit seinem g le ii L n a m igen der fitiderii Seite, — 7 — 25 — li e s 1 e li t setze liiiizu: jcderseits — ri — 23 statt in die lies in den. — 27 — 9 — poiipnrfii lies Ponpnrlii. Taf. II. Fig. II. 10 ist iiheil]iissig. « Fig. 2. stall i setze ';. t>