Zusammenfassung
Während bei der tuberkuliden Lepra lepröse Leberveränderungen nicht beobachtet werden konnten, wurde unter 285 Fällen mit lepromatösem Aussatz 251 mal eine Beteiligung der Leber nachgewiesen. Die Grundform der leprösen Hepatitis ist die Durchsetzung des ganzen Organs mit multiplen kleinenLepromen, die vorwiegend im periportalen Bindegewebe angeordnet sind, aber auch in Form disseminierter Intimagranulome vorkommen. In reiner Form haben wir diese “multiplen Leprome” 89 mal gefunden. Neben dieser Erkrankung der Leber mit multiplen Lepromen gibt es noch eine eigenartige diffuse Endothelzellenhyperplasie mit Umwandlung der Capillarendothelien und derKupfferschen Sternzellen zuVirchow-Zellen. Diese seltenere Form der Leberlepra haben wir als “diffuse produktive lepromatöse Capillaritis” bezeichnet; wir haben sie in 18 Fällen gesehen. Neben diesen reinen Formen der multiplen Leprome und der produktiven Capillaritis kommen Kombinationen mit sekundären Leberveränderungen vor. Als Ausdruck spontaner Leprareaktionen und perifokaler seröser Entzündung entwickelt sich in der Leber das typische Bild der serösen Hepatitis (Rössle), bei der gleichzeitig reaktive Veränderungen der periportalen Leprome gefunden werden (22 Fälle). Ferner wird nach Beobachtung an 31 Fällen die lepromatöse Lebereirrhose beschrieben. Diese tritt in zwei verschiedenen Formen auf, einmal als schr feingranulierte, hypertrophische elephantiastische Cirrhose, die als Endstadium nach oft wiederholten Schüben seröser Hepatitis im Gefolge der spontanen Leprareaktion aufgefaßt wird und ferner als gröber gekörnte Cirrhose vom makroskopischen Aussehen einerLaënnecschen Cirrhose (allerdings ohne Schrumpfung), welche auf stärkere lepromatöse Infiltrierung des periportalen Bindegewebes mit sekundärer Schrumpfung des Granulationsgewebes und folgendem Umbau der Läppchenstruktur zurückgeführt wird. Auf der Basis von 74 Beobachtungen wird dann die Kombination der leprösen Hepatitis mit dem Leberamyloid beschrieben, wobel auf die besondere Häufigkeit und Schwere der amyloiden Degeneration hingewiesen wird. Dabei werden auch Fälle von lepromatöser Cirrhose mit gleichzeitiger Amyloidose beschrieben. Am Schluß werden die Beziehungen zwischen der Tuberkulose und der Lepra gezeigt und anhand von 17 eigenen Beobachtungen die Kombinationen zwischen lepröser Hepatitis und grobknotiger käsiger Lebertuberkulose beschrieben.
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Literatur
Faraco, José: Rev. Brasil. Leprologia6, 177 (1938).
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Mit 18, zum Teil farbigen, Abbildungen im Text.
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Büngeler, W. Die pathologische Anatomie der Lepra. Virchows Arch. path Anat. 310, 582–630 (1943). https://doi.org/10.1007/BF02593512
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02593512